Eine Fabel schreiben – so geht es kinderleicht!

Eine Fabel schreiben ist eine großartige Möglichkeit, um

  • eine Lehre oder Moral in eine interessante Geschichte zu verpacken
  • beim Kreativen Schreiben etwas Neues auszuprobieren
  • seine Meinung zu äußern, ohne sich dabei angreifbar zu machen.

In diesem Artikel erfährst du, was eine Fabel ausmacht, welche Bestandteile zu ihr gehören und wie sie aufgebaut ist.

Du lernst, wie man Fabeln schreibt. Doch nicht nur das!

Du meisterst das Muster klassischer Fabeln und du erfährst zugleich, wie du von ihm abweichst, ohne dich zu verzetteln. Wie du so etwas Besonderes erschaffst. Wie du der guten alten Fabel (Die Textsorte hat schon mehrere tausend Jahre auf dem Kerbholz!) einen neuen Drive verpasst.

Am Ende schreibst du deine ganz eigene Fabel, die es so zuvor noch nicht gab.

Lass uns starten!

Eine Fabel – was ist das eigentlich?

Um eine Fabel zu schreiben, solltest du erst verstehen, was sie ausmacht.

  • Was gehört alles dazu?
  • Was hat darin nichts zu suchen?
  • Und wodurch unterscheidet sie sich von anderen Geschichten?

Los geht’s!

Definition der Textsorte Fabel

Eine Fabel ist eine kurze Geschichte, in der Tiere mit menschlichen Eigenschaften auftreten.

In den allermeisten Fällen zumindest. Gegenstände oder Pflanzen sind durchaus auch möglich, aber eher die Seltenheit.

Die Figuren stehen meist in einem Konflikt oder Wettstreit zueinander. Es handelt sich nicht um ausgestaltete Charaktere. Vielmehr stehen sie für bestimmte menschliche Typen, Haltungen oder Eigenschaften.

Die Auseinandersetzung der Figuren führt am Ende zu einem Ergebnis, aus welchem sich eine Lehre oder Moral ergibt. Meist geschieht dies durch eine überraschende Wendung oder Pointe.

Die Fabel ist damit eine didaktische Form der Literatur. Die Leser sollen auf unterhaltsame Weise etwas aus ihr lernen. Ein ausformulierter Lehrsatz kann entweder am Anfang oder am Ende der Fabel stehen (muss aber nicht).

Die Fabel in Abgrenzung zu anderen Textsorten

Möchtest du eine Geschichte schreiben, so ist die Fabel eine Möglichkeit von vielen. Anders als bei der Kurzgeschichte treten in ihr jedoch keine echten Menschen auf. Des Weiteren kannst du sie sowohl in Prosa- als auch in Versform verfassen.

Die Fabel weist Ähnlichkeiten zum Gleichnis auf. Auch hier soll durch eine Geschichte etwas verdeutlicht und vermittelt werden. Allerdings ist das Gleichnis meist knapper und verfügt, anders als die Fabel, über keine selbständige Handlung.

Auch die Parabel weist über sich selbst hinaus. Ihre Form ist jedoch weniger streng als die der Fabel. Es bietet sich an, sie als Sammelbegriff für alle möglichen gleichnishaften Erzählungen von religiöser bis zu satirischer Art zu verstehen.

Zutaten, um eine Fabel schreiben

Möchtest du selbst eine Fabel schreiben, so solltest du deren typische Bestandteile kennen. Des Weiteren musst du wissen, wie du sie miteinander verbindest.

  • Was sind dabei klassische Varianten?
  • Welche Alternativen gibt es?

Werfen wir einen Blick drauf!

Bestandteile einer Fabel

Im Endeffekt benötigst du nur drei Bestandteile und schon kannst du dich ans Schreiben deiner Fabel machen. Triff jedoch erst die Entscheidung, wie diese Bestandteile bei dir aussehen soll.

Leg dann erst los!

So vermeidest du es, dich beim Schreiben zu verzetteln oder in Schreibblockaden zu gelangen …

Für deine Fabel benötigst du:

  • Eine Moral oder einen Lehrsatz Sprichwörter oder Volksweisheiten bieten einen guten Ausgangspunkt, um die Moral deiner Fabel zu entwickeln. Eine gute Alternativ können auch persönliche Lebensüberzeugungen sein. Eine psychologische Wende gibst du deiner Fabel, indem du nach eigenen Glaubenssätzen forscht. Du könntest durch deine Fabel negative oder limitierende Glaubenssätze hinterfragen und an ihre Stelle eine neue Überzeugung setzen. Politisch wird die Fabel, wenn sich ihre Moral auf aktuelle gesellschaftliche Ereignisse oder Umstände bezieht.
  • Die Figuren Für deine Fabel benötigst du eine überschaubare Anzahl an Figuren, meist zwei. Typisch sind Tiere, die jedoch für bestimmte menschliche Eigenschaften oder Haltungen stehen. Gestalte diese Figuren entsprechend stereotyp. Sie sind keine lebendigen Charaktere! Vielmehr verkörpern sie eine bestimmte inhaltliche Positionierung oder einen Lebensstil. Manchmal kommen auch Fabelwesen in Fabeln vor. Denkbar sind durchaus auch Pflanzen oder Gegenstände, wenn auch nicht üblich.
  • Der Konflikt Ohne Konflikt keine Geschichte – das gilt auch beim Schreiben einer Fabel. Ein solcher entsteht immer dann, wenn eine Figur ein Ziel hat, das sie nicht ohne Weiteres erreichen kann. Eine andere Figur oder ein Umstand steht diesem im Weg. Wichtig: Die Lösung des Konflikts sollte aufs Engste mit der Moral der Fabel zusammenhängen.

Aufbau einer Fabel

Der Aufbau einer Fabel ist ziemlich einfach, doch als Ausgangsbasis fürs Kreative Schreiben durchaus reizvoll. Hältst du dich daran, ist eine spannende Geschichte garantiert.

  • Moral oder Lehre Diese steht häufig zu Beginn, manchmal jedoch auch am Ende der Fabel. Du kannst auch darauf verzichten, sie explizit zu erwähnen. So erhöhst du beim Lesen den Interpretationsspielraum. Achtung: Auch wenn du sie nicht dazu schreibst, sollte dir als Autor bewusst sein, welche Moral, die du mit deiner Fabel vermitteln möchtest!
  • Ausgangssituation Eine kurze Beschreibung der Umstände führt in die Geschichte ein. Welche Figuren spielen eine Rolle? Was tun sie gerade? Wo liegt das Problem? Diese Fragen sollten hier beantwortet werden. Eine ausführliche Erläuterung zu den Hintergründen der Figuren gehört jedoch nicht in eine Fabel.
  • Dialog mit sich zuspitzendem Konflikt Aus den Eigenschaften der Figuren und der Ausgangssituation ergibt sich ein Konflikt. Eine Figur möchte etwas erreichen, eine andere Figur oder ein bestimmter Umstand stehen ihr jedoch im Weg. Entsprechend sucht sie nach einer Möglichkeit, um an ihr Ziel zu gelangen. Das dazugehörige Gespräch wird hier dargestellt – meist in direkter Rede.
  • Pointe Am Ende des mit Spannung verbundenen Konflikts steht eine Lösung der Situation. Häufig ist diese überraschend. Vorsicht: Eine Wendung, die so vom Leser nicht zu erwarten war, bestimmt wesentlich die Qualität einer Fabel. Hier ist beim Schreiben also besondere Sorgfalt geboten! Zudem sollte sich die Moral direkt aus dieser Pointe ableiten lassen.

Alle Schritte findest du auch in meinem Arbeitsblatt Eine Fabel schreiben:

Lade es dir runter, um sofort mit der Arbeit an deiner eigenen Fabel zu starten!

Inspiration, um Fabeln zu schreiben

Brauchst du noch etwas Inspiration, um deine eigene Fabel zu schreiben?

Berühmte Fabeln können dir dabei helfen, auf eigene Ideen zu kommen!

Lies einflussreiche Fabelsammlungen und lass dich inspirieren. Oder schau dir die Zusammenfassung ausgewählter Fabeln an, um einen Eindruck über verschiedene Möglichkeiten zu bekommen. Du kannst auch die folgenden Anfänge nutzen, um eine eigene Fabel zu schreiben.

Los geht’s!

Berühmte Fabeldichter

Die Geschichte der Fabel ist untrennbar mit dem Namen Äsop verbunden. Der griechische Dichter lebte im 6. Jh. v. Christus und zahlreiche heute noch bekannte Fabeln werden ihm zugeordnet.

Die erste Fabelsammlung in deutscher Sprache entstand im 14. Jahrhundert. In der Reformatinonszeit erlebte die Textform dann eine erste Blütezeit, u.a. durch Martin Luther und Hans Sachs.

Im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung, gewann die Fabel an Bedeutung. Lessing schließlich setzte sein ganz eigenes Verständnis von Fabeln um, das von der französischen Tradition abwich, und reflektierte darüber.

Auch im 20. und 21. Jahrhundert spielen Fabeln noch eine Rolle, etwa bei Kafka oder Kästner, wenn auch in abgewandelter Form.

Bekannte Fabeln

Lerne bekannte Fabeln kennen, um auf eigene Ideen zu kommen!

Im Folgenden fasse ich vier der bekanntesten Fabeln in wenigen Sätzen zusammen. Lies darüber hinaus weitere Fabeln und fasse für dich zusammen, worum es darin geht! So bekommst du nach und nach ein Gespür für mögliche Themenfelder und Umsetzungen.

Eine lesenswerte Auswahl an Fabeln bieten die folgenden Webseiten:

  • Eine umfassende Sammlung unterschiedlichster Fabeln aus ganz unterschiedlichen Epochen findet sich auf Eden.one. Ein guter Ausgangspunkt, um die Gattung über Jahrtausende hinweg kennenzulernen!

Indem du viele Fabeln kennenlernst, stärkst du dein Gespür für Inhalt und Form dieser Textsorte. Das Erfinden eigener Fabeln geht daraufhin leichter von der Hand.

Starte zum Beispiel mit den folgenden drei Zusammenfassungen drei traditioneller Fabeln:

Der Fuchs und die Trauben

Ein Fuchs entdeckt lecker scheinende Trauben, die jedoch zu hoch für ihn hängen. Als er einsieht, dass er sie nicht erreichen kann, redet er sich ein, sie seien bitter.

Der Löwe und die Maus

Als eine Maus versehentlich einen Löwen stört, bittet sie ihn, sie laufen zu lassen. Dafür wäre sie ihm ewig dankbar. Später kann sie sich tatsächlich revanchieren und den viel Stärkeren aus einem Netz befreien, in dem er sich verfangen hat.

Die Taube und die Krähe

Eine Taube ist stolz darauf, so viele Junge zu bekommen. Eine Krähe weist darauf hin, dass damit auch viel Leid verbunden sei …

Stadt- und Landmaus

Einer Landmaus wird von einer Stadtmaus vor Augen geführt, wie viel mehr leckeres Essen es in der Stadt gebe. Als die Landmaus ihr dorthin folgt, muss sie jedoch feststellen, mit welchen Gefahren das Stadtleben verbunden ist.

Anfänge von Fabeln zum Weiterschreiben

Manchmal fällt es schwer, mit dem Schreiben anzufangen. Geschichten zum Weiterschreiben sind da eine wundervolle Möglichkeit.

Beachte: Der vorgegebene Anfang muss am Ende nicht so bleiben. Vielleicht hilft er dir dabei, ins Schreiben zu kommen. Danach möchtest du ihn jedoch gegebenenfalls verändern.

  • Die Ente und der Tiger Merke dir: Mit der Strömung schwimmen geht leichter. Ein Tiger hatte Pech bei der Jagd und großen Hunger. Da kommt er an einen Fluss und sieht darauf eine Ente schwimmen. (…)
  • Schildkröte und Kaninchen Eine Schildkröte erfreute sich an einem leckeren Salatblatt. Da kam ein Kaninchen angehoppelt und wollte ebenfalls daran knabbern. (…)
  • Fuchs und Hase Ein Fuchs und ein Hase landeten in einer Grube, die ein Jäger als Falle gegraben hatte. Sie hüpften vergeblich in die Luft, doch keiner von ihnen konnte sich alleine daraus befreien. Da hatte der Fuchs eine Idee. (…)

Häufige gestellte Fragen zum Thema «Eine Fabel schreiben»

Möchtest du eine Fabel schreiben, doch einiges ist dir noch immer nicht klar?

Hier kommen einige der meist gestellten Fragen zum Thema Fabeln schreiben. Vielleicht ist ja deine dabei …

Müssen in einer Fabel immer Tiere vorkommen?

Es gibt durchaus auch Fabeln, in denen Menschen eine Rolle spielen. Auch Pflanzen oder Gegenstände als handelnde Figuren sind denkbar. Am weitesten verbreitet jedoch sind Tiere.

Doch wie auch immer: Möchtest du eine klassische Fabel schreiben, so denk daran, stereotype Figuren zu entwickeln und nicht zu detailliert zu werden.

Wie lang muss eine Fabel sein?

Hier gibt es keine feste Regel. Es handelt sich jedoch meist um eine sehr kurze Geschichte. Nach Lessing geht es darum, die wesentliche Handlungsidee ohne viele Schnörkel herauszustellen.

Muss eine Fabel eine Lehre haben?

Eine Lehre muss nicht ausformuliert werden. Dass jedoch eine Lehre aus der Fabel abgeleitet werden kann, gehört zu ihrem absoluten Kern. Dies macht die Textsorte als solche aus.

Was soll ich tun, wenn mir nicht einfällt, worüber ich schreiben soll?

Hier kommen einige Möglichkeiten, wie du auf gute Ideen kommen kannst:

  • Nutze Kreativmethoden, um erst einmal Ideen zu sammeln. Zum Beispiel können Brainstorming, Mindmapping oder das Erstellen von Listen dabei helfen, deine Schreibblockade zu beenden.
  • Lies in bekannten Fabelsammlungen nach, was andere so schreiben. Orientiere dich dann an deinen Lieblingsfabeln und nutze deren Muster für etwas Eigenes.
  • Bitte einen Freund darum, dir zwei Tiere vorzuschlagen. Überlege nun, welcher Konflikt sich aus deren Zusammentreffen ergeben könnte.
  • Such zufällig ein Sprichwort aus und skizziere eine mögliche Handlung dazu.
  • Welche Überzeugung sind dir wirklich wichtig? Bring sie in einem Satz auf den Punkt. Entwirf nun eine Handlung, die zu dieser Überzeugung passt.

Ist es nicht albern, im XXI. Jahrhundert noch Fabeln zu schreiben?

Irgendwie schon. Zumindest, wenn du in den alten Mustern verharrst. Gehst du damit jedoch flexibel um und bindest z.B. aktuelle Problematiken oder Themen ein, so bietet dir die Fabel immer noch eine fruchtbare Struktur, um dein Anliegen in kurzweilige Geschichten zu packen.

Menschen können mit dieser recht einfachen Form seit Jahrtausenden ihre Überzeugungen und Einsichten veranschaulichen, ohne diese direkt zu äußern. Dies verleiht der Fabel eine gewisse Zeitlosigkeit.

Fabeln schreiben gegen den Strich – Ideen für Anti-Fabeln

  • Gefällt dir die Idee, eine Fabel zu schreiben?
  • Hast du trotzdem keine Lust, bei der konventionellen Form zu bleiben?
  • Steckt in dir ein Schreibrebell, der aus den vorgegebenen Pfaden ausbrechen will?

Dann könnten die folgenden Ideen für Anti-Fabeln das Richtige für dich sein!

Tieren untypische Eigenschaften zuschreiben

Wieso nicht einmal mit den Erwartungen brechen und deinen Figuren ungewohnte Eigenschaften zuweisen?

Stell dir vor, ein dummer Fuchs trifft auf einen schlauen Esel. Was passiert?

Das Ergebnis könnte interessant werden.

Viele weitere ungewohnte Zuschreibungen sind möglich.

Vorsicht: Achte auch bei ungewohnten Zuschreibungen auf interessante Kombinationen aus Figuren.

Du kannst auch damit spielen, dass die Figuren vom jeweils anderen etwas anderes erwarten. Vielleicht rechnet der Fuchs nicht damit, einem klugen Esel zu begegnen und fällt gerade deshalb auf ihn rein …

Dadaistische Lehren herausstellen

Wer sagt denn, dass eine Fabel immer ernst gemeint sein muss?

In der traditionell didaktischen Form liegt auch eine Chance für die Komik!

Was, wenn du die Lust zu belehren auf die Schnippe nimmst?

Indem du eine unsinnige Lehre oder Moral zum Ausgangspunkt nimmst, könnte dies glücken.

Wie wäre es zum Beispiel damit, bekannte Sprichwörter abzuwandeln? Probier es doch mal mit «Lügen haben lange Beine» oder mit «Der Klügere gibt niemals nach».

Vermutlich entsteht dabei keine klassische Fabel.

Aber für Lesespaß sorgst du so allemal.

Stereotype auflösen und Charaktere entwickeln

Immer wieder habe ich in diesem Artikel daran erinnert, dass deine Fabelfiguren stereotyp sein sollten.

Wenn du jedoch keine klassische Fabel schreiben möchtest, kannst du auch das Gegenteil tun.

Probier es doch einmal mit der Überschrift Als der Esel begriff, dass er ein Esel ist oder mit Als der treue Hund seinen Fehler einsah.

Sicherlich entstehen so keine Fabeln im eigentlichen Sinn. Doch du kannst deren Struktur nutzen, um eine kritische Gegengeschichte zu schreiben.

Schließlich sind Figuren, die sich entwickeln, auch mal ganz schön …

Selbst eine Fabel schreiben – los geht’s!

Du verfügst nun über alle notwendigen Kenntnisse, um eine eigene Fabel zu schreiben. Und das Arbeitsblatt zum Fabeln schreiben (s.o.) macht es dir sogar noch leichter!

Hast du die Bestandteile einer Fabel und deren Aufbau verinnerlicht?

Dann leg los:

  • Sammle Ideen!
  • Erstelle einen Schreibplan!
  • Schreib daraufhin deine Fabel im Schreibfluss!

Die erlernten Strukturen und Prinzipien können so ganz frei in deinen Text einfließen …

Hast du schon eine eigene Fabel geschrieben?

Dann veröffentliche sie in den Kommentaren!

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