Weiterschreiben trotz allem – das brauchst du dafür!

von J.C. Borkenstein

Vor 9 Jahren lag ich am Strand, mein Notebook auf dem Schoß, fest entschlossen, mein erstes Buch zu schreiben.

Der Titel: Wie man mit einem Katzen-Kratzbaum Millionär werden kann.

Begeistert von der Idee anhand eines so absurden Beispiels zu demonstrieren, wie man ein Unternehmen gründet, sprudelten die ersten 20 Seiten aus mir heraus. Das war’s dann aber auch schon.

Der Schreibfluss verebbte.

Ich war enttäuscht: Von der Idee. Vom Schreiben. Letztlich von mir selbst.

Und dies sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben. In den folgenden Jahren fiel ich immer wieder auf die Nase. Und doch gelang es mir trotz allem immer weiterzuschreiben.

Wie?

Das erfährst du in diesem Artikel!

Motivation fürs Weiterschreiben durch andere Menschen

Ein paar Jahre später lernte ich zufällig jemanden über Instagram kennen.

Zwischen uns lagen 10.000 km. Innerhalb weniger Tage schrieben wir mehr als 13.000 Wörter. An einen Satz kann ich mich noch heute erinnern: „Ich glaube, lieber J.C., in dir steckt ein kleiner Autor“.

Auf einmal war die Motivation da weiterzuschreiben. Ich bloggte ein bisschen. Wollte, dass sie meine Texte liest, dass sie mich sieht. Aber ich hatte ihr zuvor schon alles geschrieben, was ich zu sagen hatte.

Trotzdem schrieb ich weiter. Ich wollte mehr. Nicht nur irgendwelche Texte.

Ich wollte ein Buch schreiben, von Anfang bis Ende, nicht eins, das ich nach 20 Seiten abbrechen würde.

Auf meinen Schreibfluss war jedoch kein Verlass. Dafür aber auf meine Sinnkrisen.

Weiterschreiben und die Angst überwinden

Äußerlich betrachtet hätte es mir damals blendend gehen müssen. Doch mich plagten Ängste. Plötzlich hatte ich auch noch Angst vor den Ängsten. Kein Wunder, denn ich hatte nur noch 9 Monate Zeit, der Mann zu werden, der ich sein wollte. Denn meine Freundin war schwanger. Robert Seethaler schrieb mir einmal:

„Schreib nur, wenn du musst. Der Wille alleine reicht wahrscheinlich nicht.“

Ich wusste damals nicht so recht, was er meinte. Heute schon.

Etwas in mir tat weh und ich musste mir ein Pflaster schreiben. Mir war zum Heulen zumute.

Doch ich schrieb weiter.

Mit meinem ersten Buch „Das Glück der Zweifel“ zog ich mich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Es ging mir besser. Ich schickte das Manuskript an zig Verlage.

Niemand meldete sich.

Weiterschreiben und Chancen ergreifen

Was mache ich hier eigentlich?

Wie komme ich darauf, einen auf Schriftsteller zu machen?

Reiß dich gefälligst zusammen und investiere deine Zeit in Sinnvolleres!

Diese Art Selbstgespräche kommen euch sicher bekannt vor.

Als ich wieder mal kurz davor war, meinen Traum aufzugeben, klingelte mein Telefon.

Ein Bekannter, mit dem ich lange nicht mehr gesprochen hatte, wollte hören, wie es mir geht. Ich erzählte ihm von meinem Buch, meinen Zweifeln und dass ich jetzt aufgeben würde.

„Schick mal rüber, ich will es lesen“, murmelte er, „aber ich mag keine Rechtschreibfehler.“

Bum, babum, mein Herz tanzte Tango. Dieser Bekannte war nämlich Spiegel-Bestseller-Autor.

Ein echter Schriftsteller wollte mein Buch lesen!

In jeder freien Minute überarbeitete ich das Manuskript. Holte mir Hilfe aus der Familie, um jedes Komma, jede wörtliche Rede gerade zu ziehen. Schließlich schickte ich es meinem Bekannten.

Sein Urteil ließ nicht lang auf sich warten: „Hab’ das Buch in einer Session gelesen. Bloody well done J.C. – Danke für die geile Lektüre. Wann kommt die Fortsetzung? Ich schick es gleich meinem Verleger.“

Enttäuschungen durchstehen und weiterschreiben

Ich dachte, jetzt geht es los. Morgen würde sich ein Verleger melden. Übermorgen würde die NY-Times um ein Interview bitten.

Doch nichts passierte.

Ich veröffentlichte das Buch selbst. Ich musste einen Haken dransetzen.

Wieder fehlte mir etwas im Außen, das auf mein nächstes Buch wartete. Ich dödelte umher, wusste nicht, wie ich weiterschreiben sollte.

Doch eines Tages lernte ich jemanden kennen, der jemanden kannte, die jemanden kannte, der eine renommierte Literatur Agentur leitete. Dabei hatte ich für Buch zwei nur eine vage Idee. Kein einziger Satz war geschrieben.

Die Agentur rief an. Das Exposé fanden sie vielversprechend und nahmen mich unter Vertrag. Ich war einer von fünf Autoren pro Jahr. Plötzlich war mein Gesicht auf deren Website. Seite an Seite mit renommierten Beststellerautoren.

Wann ich die ersten Seiten liefern könne, wollten sie wissen. Ich legte los. Monatelangen schickten wir uns das Manuskript virtuell hin und her. Denn ich wusste immer: Meine Agentin wartete auf die nächsten Seiten.

Und dann war es fertig. Alle waren sehr zufrieden. Die Agentur schickte mein zweites Buch an die Verlage … Jetzt würde es doch klappen mit dem Durchbruch!

Doch wieder passierte nichts.

Nada.

Niente.

Über ein Jahr lang hoffte ich, dass doch noch ein Verlag anbeißen würde. Bis eines Abends eine Freundin fragte, wie weit ich mit dem zweiten Buch sei. Sie würde es so gerne lesen.

Schluss mit lustig, dachte ich mir. Wieder veröffentlichte ich das Buch selbst und verbaute mir jegliche Chance auf eine Verlagspublikation.

Aber: Ich durfte mein zweites Baby endlich allen zeigen.

Millionär für kurze Zeit verkaufte sich ein paar hundert Mal. Ich machte mich an Buch 3.

Weiterschreiben trotz allem

Mein Blick fiel neulich auf den Kalender. Ich merkte, dass 9 Jahre vergangen waren seit meinem Entschluss, Schriftsteller zu werden. Das ganze letzte Jahr hatte ich geschrieben, ohne dass jemand darauf wartete, was ich zu Papier brachte.

Falsch.

Ich selbst wartete darauf.

Endlich hatte ich damit begonnen, an mich selbst zu glauben. Und festgestellt: fürs Aufgeben war es zu spät.

Selbst, wenn ich erst am Ende meines Lebens Weltruhm erlangen würde, so wie Edgar Allan Poe, oder vielleicht niemals. Was ich endlich verstanden hatte: All das gehörte dazu. Deswegen schreibe ich weiter.

J.C. Borkenstein schreibt Bücher über Persönlichkeitsentwicklung. Über die größten Kämpfe, die Menschen austragen können: nämlich die in uns selbst. Auf jcborkenstein.com erscheinen kurze Storys über Zweifel, Mut und Ehrlichkeit. In seinem Newsletter verrät er seine wichtigsten Erkenntnisse aus über 10 Jahren Persönlichkeitsentwicklung.

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Das Leben macht einen manchmal verrückt – und gerade das macht uns zu authentischen Schreibern. Ins Gefühl gehen, die Zweifel packen, Hinsehen und Zähne zusammenbeißen, ja… „diese Selbstgespräche“ kommen mir bekannt vor. Sehr ehrlich geschrieben und Augen öffnend – man kann nicht immer für den Erfolg schreiben, aber wenn man (trotzdem) schreibt, ist man erfolgreich – für sich.

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