Option 1: Du springst ins kalte Wasser, obwohl du nicht schwimmen kannst.
Du strampelst mit den Beinen, ruderst mit den Armen, hältst den Kopf über Wasser. Kann klappen. Oder auch nicht. Dann säufst du ab.
Option 2: Du stehst am Beckenrand und machst so lange Kraulbewegungen, bis du sie perfekt beherrscht.
Dann schaffst du dir auch noch Brust-, Delphin- und Rückenschwimmen drauf, man weiß ja nie. Und irgendwann, wenn du alles perfekt beherrscht, steigst du langsam ins Wasser. Falls du dich dann noch traust.
Was spricht für und was gegen beide Optionen?
Und wie findest du deinen eigenen Weg?
Einfach drauflos schreiben – das spricht dafür
Du bleibst flexibel
Beim Romanschreiben begeben sich nicht nur deine Figuren auf eine Abenteuerreise, sondern ein Stück weit auch du selbst. Da liegt es in der Natur der Sache, dass du nicht von Anfang an weißt, wohin dich deine Schritte lenken und welche Unwägbarkeiten dich und deine Figuren auf dem Weg erwarten.
Indem du offen lässt, was genau in deiner Geschichte passiert, bleibt viel Raum für spontane Eingebungen und das freie Schreiben wird zu einem wahren Akt der Inspiration.
Deine Figuren werden lebendig
Lebendige Figuren entwickeln gehört zu den wichtigsten Elementen beim Romanschreiben. Viele Autoren meinen, sie müssten deshalb alles über ihre Romanhelden wissen, doch weit gefehlt. Vielmehr brauchst du ein Gespür für deren Stärken und Schwächen, Denkweisen, Ansichten und innere Abgründe.
Du solltest dich in deine Figuren hineinversetzen und die Welt deiner Geschichte mit ihren Augen sehen, mit ihren Ohren hören und mit ihrem Kopf denken. Damit das gut funktioniert brauchen deine Romanfiguren Freiraum. Nur so können sie Entscheidungen treffen, die zu ihnen passen, nur so entwickeln sie sich aus der Geschichte heraus.
Das Schreiben wird zum Abenteuer
Stell dir vor, du hast deinen Plot bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Du weißt nicht nur, wo die Wendepunkte liegen, du weißt sogar, wie jede einzelne Szene des unwichtigsten Nebenstrangs aufgebaut ist und wann sich deine Protagonistin an der Nase kratzt. Das Schreiben deiner Geschichte dürfte in etwa so aufregend werden wie der Geschmack von Kamillentee, den du zum zehnten Mal aufgebrüht hast.
Wie unterschiedlich sieht es da aus, wenn du dich mit dem Stift direkt ins Abenteuer stürzt. Wenn du nicht weißt, welches Monster hinter der nächsten Ecke auf dich lauert, verspricht die Sache unterhaltsam zu werden!
Dein Unbewusstes schreibt mit
Die besten Wendungen, Sprachbilder und Macken deiner Figuren sowie überraschende Zusammenhänge lassen sich nicht auf Zwang erfinden. Sie gehorchen keinen Befehlen.
Oder fühlst du dich bei der Aufforderung „Du brauchst auf der Stelle eine geniale Idee!“ besonders entspannt und kreativ?
Indem du beim Schreiben loslässt und die Dinge auf dich zukommen lässt, öffnest du dich für dein eigenes Unbewusstes. Deine Lebenserfahrungen kommen auf eine Weise zum Tragen, die dich häufig selbst überrascht. Es ergeben sich Verbindungen und Umformungen, auf die du auch durch das intensivste Nachdenken nicht gekommen wärst.
Indem du einfach drauflos schreibst machst du dir ein Phänomen zu Nutze, das sich auch beim Freien Schreiben beobachten lässt: Deine sprachliche und erzählerische Schöpfungskraft entwickelt eine Eigendynamik. Am Ende erwächst daraus die Einzigartigkeit deines Romans.
Mögliche Gefahren, wenn du einfach drauflos schreibst
Du verlierst die Orientierung
Am Anfang ist alles prima: Du hast eine Idee, die dich schon am frühen Morgen an den Schreibtisch katapultiert und die Geschichte geht ab wie eine Rakete. Du musst überhaupt nichts tun und kannst kaum glauben, wie einfach schreiben sein kann.
Eigentlich schreibst du gar nicht.
Es schreibt sich von allein.
Bis Seite 50 zumindest. Oder 60. Oder meinetwegen 79.
Erst wird der Schreibfluss langsamer. Dann tröpfelt er nur noch vor sich hin. Schließlich versiegt er ganz. Kein einziges Wort will dir mehr glücken.
Schreibblockade, herzlich Willkommen!
Du blätterst zurück. Beginnst zu lesen.
Am Anfang ergibt alles noch Sinn. Zumindest die ersten paar Seiten.
Doch irgendwann geht die Geschichte einfach nicht weiter, dreht sich im Kreis, gerät auf Abwege. Ehrlich gesagt weißt du nicht mal genau, wo du dich gerade in der Geschichte befindest. Deine Figuren haben bisher immer ganz von allein gehandelt. Doch nun scheint es, als hätten sie die Lust daran und du den Kontakt zu ihnen verloren.
Vielleicht war deine Romanidee doch nicht so prickelnd?
Du verzettelst dich
Du lässt dich beim Schreiben treiben, dein Stift ist ein Surfbrett, mit dem du Welle um Welle nimmst:
Wenn es nach dir ginge, könntest du ewig weitergleiten. Sobald du in die Nähe des Ufers kommst, legst du dich auf dein Brett und paddelst ein wenig nach draußen. Da kommt schon die nächste, vielversprechende Gelegenheit. Du erwischt sie genau im richtigen Augenblick, der Wind weht dir ins Gesicht, das Wasser spritzt nach oben, du breitest die Arme aus, blickst in die Sonne, verlierst auf einmal den Halt – es drückt dich nach unten, schüttelt dich durch, Salzwasser dringt in deinen Mund, etwas Hartes schlägt dir gegen den Kopf. Als du auf allen Vieren den Strand hochkriechst und dich in den Sand fallen lässt, hast du das Gefühl, frontal gegen ein Containerschiff gekracht zu sein.
Dein Surfbrett ist weg.
Die Sonne auch.
Und das Meer sowieso.
Du sitzt am Schreibtisch und blickst auf die vielen Erzählstränge, die du fabriziert hast. Der eine hat sich aus dem anderen ergeben. Und wenn es mal nicht weiter ging, bist du einfach einer neuen Idee gefolgt. Mancher Ansatz hat seinen Reiz. Doch wie passt das alles zusammen? Hast du überhaupt eine Geschichte geschrieben? Oder eher 34 verschiedene?
Selbstzweifel kommen auf
Es ist nicht nur schade um deine schöne Idee, um all die Zeit, die du mit ihr verbracht hast, um manch gute Zeile und Seite, die entstanden ist, sondern auch um deine Motivation und dein Selbstvertrauen. Schließlich hast du wochen- oder gar monatelang in die falsche Richtung geschrieben. Das ist der Zuversicht nicht gerade zuträglich.
Woher sollst du wissen, dass du beim nächsten Versuch nicht wieder scheiterst?
Du warst doch auch dieses Mal vollkommen von dir und deinem Text überzeugt. Am Anfang zumindest.
Einfach drauflos schreiben – zu Beginn meintest du, dich in prickelnde Fluten zu stürzen, die dich in ungeahnte Höhen hinauftrugen. Nun stellst du fest, dass du auf dem Grund eines Schwimmbeckens ohne Wasser liegst, und nicht einmal weißt, wie du da wieder rauskommst.
Du scheiterst am Spannungsaufbau
Du bist am Ziel und hast es all den Zweiflern bewiesen: Du bist dazu in der Lage, einen Roman zu Ende zu schreiben! Der Beweis leuchtet vor dir auf dem Bildschirm.
439 Seiten sind es geworden. Ganz ohne Plotmodell und Szenenplan, Autorencoach oder Schreibseminar. Du brauchtest nur etwas Inspiration, deine Tastatur und ein wenig Selbstdisziplin.
Als du den Schlusspunkt setzt, strömen Glückshormone durch deinen Körper, zugleich bemerkst du deine Erschöpfung. Deine Kraft ist aufgebraucht. Aber du hast es geschafft.
Denkst du zumindest. Bis du den Text jemandem zum Lesen gibst.
Oder deine hormonelle Verblendung langsam nachlässt und du ihn selbst nochmal liest.
Ja – das, was du da fabriziert hast, ist so etwas wie ein Buch. Mit viel gutem Willen kann man es sogar als Roman bezeichnen. Oder zumindest als ersten Entwurf eines solchen.
Realistisch betrachtet jedoch stehst du vor einem Berg aus Kraut und Rüben. Das Gemüse hat sich bloß als Buchstaben getarnt.
Aufbau und Struktur glänzen durch Abwesenheit. Spannung erzeugen? Fehlanzeige!
Auf einmal wird dir klar, wie viel Arbeit dir noch bevorsteht. Doch du hast keine Ahnung, woher du die Energie dafür hernehmen sollst.
Vielleicht wäre ein Schreibplan doch kein Fehler gewesen?
Einen Roman plotten – die Vorteile im Überblick
Du bist stets orientiert
Du darfst davon überzeugt sein, dass du dein Buch zu Ende schreiben kannst. Selbst, wenn du noch keine Zeile geschrieben hast. Schließlich ist dir klar, was an welcher Stelle passiert. Wenn du dir hier und da eine spontane Schleife beim Erzählen erlaubst, nimmst du danach deinen Plot zur Hand und weißt wieder, wo die Reise hingehen soll.
Der Vorteil an dieser Vorgehensweise: Du kannst dich ganz auf das Kreative Schreiben konzentrieren. Planungen sind nicht mehr nötig, mit denen hast du ja bereits zuvor genügend Zeit verbracht.
Es gibt auch so noch genügend zu beachten: ein guter Schreibstil, die Erzählperspektive, fesselnde Dialoge schreiben und vieles mehr. Gut schreiben ist auch mit einem ausgefeilten Plan nicht einfach. Endlich hast du den Kopf dafür frei und brauchst dir keine Sorgen mehr um deine Geschichte zu machen!
Du erzählst eine spannende Geschichte
Dein Romanplot ist kein Selbstzweck. Er ist auch keine Vorschrift, an die du dich beim Schreiben halten musst. Erst wenn du das begreifst, kannst du ihn für dein Schreiben richtig nutzen.
Typische Erzählstrukturen lassen sich aus den erzählten Geschichten herleiten. Entsprechend solltest du sie nicht als Regeln begreifen, sondern als Hilfestellungen, um den Kern deiner Geschichte freizulegen.
Dein Plot wird nicht besser, indem du aus Schreibratgebern Strukturen übernimmst, die gar nicht zu deiner Geschichte passen. Wenn du jedoch verstanden hast, wie du mit der Heldenreise, der 3-Akt-Struktur oder welchem Plotmuster auch immer die entscheidenden Kräfte und Konflikte deiner Geschichte herauskristallisierst, wird das Plotten zu deinem mächtigsten Werkzeug.
Du schätzt deine Chancen richtig ein
Wenn du einfach drauflos schreibst, ist schwer zu sagen, ob deine Romanidee etwas taugt. Du hast einen Einfall, lässt dich von ihm begeistern, schreibst eine erste Szene, die dir in den Kopf kommt, lässt weitere folgen …
Irgendwann, vielleicht nach zweihundert Seiten, wirst du verstehen, worum es in deiner Geschichte eigentlich geht. Dann wirst du auch abschätzen können, ob es für sie ein Publikum gibt – oder nicht.
Vielleicht war dann alles umsonst.
Viele Autoren wollen ihr Werk auch verkaufen. Nicht wenige müssen sogar. Wie wertvoll ist es da, von Anfang an abschätzen zu können, ob deine Geschichte auch in geschäftlicher Hinsicht etwas taugt!
So schön es ist, wenn dich deine Idee selbst begeistert. Solange sich kein anderer dafür interessiert, wirst du keinen Cent mit ihr verdienen. Ein ausgearbeiteter Plot macht es dir um ein vielfaches leichter, den Marktwert deines Projekts zu ergründen. So vermeidest du es, wertvolle Monate zu verschwenden und am Ende leer auszugehen.
Du bedienst dein Genre
Willst du einen Provinzkrimi, Chick Lit oder High Fantasy schreiben? Dann ist Plotten besonders wichtig für dich. Schließlich möchtest du die Erwartungshaltung deiner Leser nicht enttäuschen.
Wenn du die Handlung im Vorfeld nicht sorgfältig ausarbeitest, ist die Gefahr groß, zu sehr von den Regeln deines Genres abzuweichen. Hast du jedoch einen guten Überblick über die Story, kannst du dich ganz darauf konzentrieren, deinem Text die besondere Note zu geben.
Gefahren des Plottens
Du driftest in Clichés ab
Indem du dich an einem Plotmodell orientierst, ist es relativ einfach Romanideen auszuarbeiten. Und wenn deine Geschichte erstmal als übersichtlicher Plot vorliegt, wirst du auch in der Lage sein, sie später auszuformulieren (vorausgesetzt, du hast genügend Schreibdisziplin und ein ausreichendes Sprachgefühl – aber das ist ein anderes Thema).
Wenn man sich an bestimmte Arbeitsschritte und eine gewisse Reihenfolge hält, sollte prinzipiell jeder dazu in der Lage sein, einen Roman zu schreiben.
Irgendeinen.
Aber einen guten noch lange nicht.
Im Bereich der Genreliteratur ist die Gefahr wohl am größten. Doch auch jenseits von Liebesschnulzen, Der-Gärtner-ist-der-Mörder-Krimis und Bondage-Romanen gilt: Vorsicht mit Erzählclichés!
Hier ein paar Beispiele:
- Eine emanzipierte junge Frau verfällt einem sadistischen Macho.
- Der freundliche Rosenkavalier, der der Staatsanwältin den Hof macht, entpuppt sich schließlich als Mörder.
- Der Auserwählte ist am Ende nicht der solariumgebräunte Chef, auch wenn dies über zweihundert Seiten so scheint, sondern der nette Kumpel mit abgewetzter Jeansjacke und der liebenswerten Neigung für peinliche Missgeschicke.
Kommt dir alles irgendwie allzu bekannt vor?
Mir auch!
Selbstverständlich muss das Rad nicht ganz neu erfunden werden.
Aber ein wenig neu wäre schon nett.
Das fällt allerdings schwer, wenn du deiner Spontanität und Inspiration keine Chance lässt, sondern dich von Anfang an auf einen Plot festnagelst. Häufig kommt dabei keine erfrischende Geschichte heraus, sondern das reinste Cliché.
Du bevormundest deine Figuren
Als du am Beckenrand standest, hast du dir genau überlegt, welche Figur in welchem Moment wie handelt. Nun schwimmst du zielgerichtet durchs Wasser. Du hast bereits ein gutes Stück des Weges hinter dich gebracht, da reißt dich eine Strömung mit sich fort.
Wo kommt die auf einmal her?
Du verstärkst deine Anstrengungen, um auf Kurs zu bleiben. Strampelst und ruderst mit aller Kraft. Versuchst deine Figuren wieder auf Spur zu bringen.
Doch kommst kein Stück voran.
Schwimmst auf der Stelle.
Um dich wieder zu bewegen, müsstest du dich treiben lassen, doch das widerspricht deinem Plan.
Deine Figuren wollen in die eine, du möchtest in die andere Richtung.
Also nimmst du all deine Kraft zusammen. Schreibst einfach weiter. Zwingst die Figuren zu ihrem Glück. Versuchst die Widerstände in dir zu überwinden. Schaffst es auf Biegen und Brechen, deinen Plot zu erfüllen.
Nun hast du zwar einen Roman, doch seine Handlung wirkt konstruiert und die Figuren leblos.
Du zwängst dich beim Schreiben in ein Korsett
Weshalb wolltest du nochmal einen Roman schreiben:
- Um dich selbst zu verwirklichen?
- Aus Lust am Erzählen?
- Um ein bestimmtes Thema bekannter zu machen?
- Aus Freude am Fabulieren?
- Da dir Schreiben einfach Spaß macht?
- Weil du es dir beweisen willst?
- Oder aus einem ganz anderen Grund?
Du hast einen fertigen Plot vor dir liegen. Nun brauchst du ihn nur noch ausformulieren. Doch das Schreiben ist ganz anders, als du es dir vorgestellt hattest.
Du wolltest Schriftsteller werden.
Nun fühlst du dich wie ein Sachbearbeiter, der seine eigenen Vorschriften umsetzen muss.
Statt deine Kreativität auszuleben, gilt es ein bestimmtes Soll an Seiten pro Tag zu erfüllen. Statt auf den Flügeln deiner Fantasie in die Lüfte zu fliegen, kettest du dich an den Schreibtisch. Statt Selbstverwirklichung hast du bloß Selbstkasteiung erreicht.
Schließlich verlierst du die Lust darauf, die Geschichte überhaupt noch zu schreiben – in deinem Plot steht ja schon ganz genau, was passieren soll.
Eine Alternative: Drauflos schreiben UND plotten
Nachdem wir uns ausführlich mit den Pros und Contras beider Möglichkeiten beschäftigt haben, fragst du dich sicherlich, was du nun tun sollst: Drauflos schreiben oder plotten? Schließlich sind beide Wege mit tollen Chancen und zugleich großen Gefahren verbunden.
Die gute Nachricht: Du kannst, ja, du solltest sogar beides tun.
Die schlechte Nachricht: Wie genau kann ich dir nicht sagen – das musst du für dich selbst herausfinden.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie deine persönliche Kombination aus Drauflosschreiben und Plotten aussehen kann. Hier folgen drei bewährte Vorgehensweisen.
Die Minimalversion
Ein Anfang und eine Idee vom Ende Plotten muss nicht immer bedeuten, dass du jeden einzelnen Handlungsschritt deiner Geschichte bereits vor dem Schreiben kennst.
Viele Autoren arbeiten mit einer Art Minimalplot: Sie wissen, wie ihre Geschichte losgeht und was den Helden zum Handeln bewegt. Und sie haben eine Idee davon, wo die Reise hingehen könnte, kennen vielleicht ein, zwei Wendepunkte und wissen, welche Lösungen oder Entwicklungen sich möglicherweise auftun – ohne sich dabei festlegen zu müssen.
Der Vorteil gegenüber einer komplett ausgearbeiteten Story: Du bleibst beim Schreiben flexibel. Zugleich schreibst du jedoch nicht komplett ins Blaue hinein, sondern hast ein paar wichtige Wegmarken, an denen du dich orientieren kannst.
Flexible Wechsel zwischen Planungs- und Schreibebene
Bisher sprachen wir vom Plotten und vom Schreiben, als würde es sich um zwei feste Phasen beim Romanschreiben handeln, die zwangsläufig aufeinander folgen. Viele Autoren gehen so vor, doch dies muss kein Naturgesetz sein.
Es kann helfen, das Drauflosschreiben und das Plotten als zwei unterschiedliche Ebenen, zwei Methoden zu sehen, die einander immer wieder abwechseln. So besteht überhaupt nicht die Notwendigkeit alles vorauszuplanen und es ist kein Problem, wenn du beim Schreiben einmal die Orientierung verlierst.
Indem du von Anfang an zwischen Schreib- und Planungsebene wechselst, perfektionierst du diese Arbeitsweise und gewinnst an Flexibilität.
Die passende Herangehensweise an dein aktuelles Projekt
Wie viel Vorausplanung du benötigst, hängt stark davon ab, was für einen Roman du schreibst.
Bei einem autobiographischen Projekt kannst weit kommen, indem du einfach drauflos schreibst und nur ab und an auf die Planungsebene wechselst. Ein komplexer Krimi wird eine intensivere Strukturierung im Vorfeld benötigen, inklusive detailiertem Szenenplan.
Leg dich nicht auf eine einzige Vorgehensweise fest. Spüre immer nach, was dein aktuelles Projekt gerade braucht und wie du es am besten voranbringst.
Lerne dich kennen und bleibe offen
Jeder schreibt anders. Manche brauche einen detailierten Plan, um überhaupt loslegen zu können. Andere brauchen ziemlich viel Freiheit, sonst verlieren sie die Motivation.
Wenn du weiß, welcher Schreibtyp du bist, hast du bereits viel gewonnen. Falls nicht, probier einfach unterschiedliche Vorgehensweisen aus. Finde heraus, wie viel Struktur und wie viel Freiraum du benötigst.
Bewahre dir zugleich die Offenheit, deine Arbeitsweise zu variieren. Jedes Projekt kann seine spezielle Eigendynamik entwickeln.
Je länger du schreibst, umso besser lernst du dich kennen. Indem du dir dennoch ein wenig Neugierde bewahrst, bleibt das Romanschreiben ein spannendes Abenteuer, egal seit wie vielen Jahren du schreibst.
Drauflos schreiben und/oder plotten – wie sieht dein Weg aus?
Hallöle,
ich kann nur raten, macht es wie ihr wollt, was raus muss, muss eh raus, wie auch immer. Ich habe noch nie geplottet, immer drauflos geschrieben und bei meinem neuen Buch musste ich allerdings mal Kapitel verschieben. Jetzt habe ich angefangen die Idee aufzuschreiben, das heißt es sind drei Ideen, drei Bücher, mal sehen was das wird. Ich würde das nicht plotten nennen. Problem allerdings ist, wenn man ohne Fahrplan fährt, ist die Frage, wo muss ich anhalten, wann kann es weitergehen, wo langsamer, wo schneller, aber das war bis Dato kein Problem. Wichtig, Personenliste, wer sie beschreibt, auch das separieren. Ich habe mich mit den Namen verheddert, merkt man aber alles beim Korrekturlesen. Ist mir Sogar bei ersten Buch passiert, Malte von Giesberg-Giesburg, damals gar nicht bemerkt, erst jetzt wegen Verlagswechsel überarbeitet!
Fazit, man kann, man muss nicht, wer will, bitte schön!
Sehr gut beschrieben und ausgezeichnet erklärt.
Am Besten gefällt mir „die Bevormundung der Protagonisten“.
Stimmt genau. Auch ich habe mich dabei ertappt. Vielleicht liegt das in unserem Wunschdenken “ anders sein zu wollen“.
Um mich in die Kunst der tanzenden Worte hinein zu versetzen, habe ich begonnen in einem Blog über vieles zu schreiben. Sport, Politik, Gedichte verfassen, aktuelle Themen kritisch betrachten.
Dabei wird man gezwungen, sich jeweils auf einen Punkt zu konzentrieren. Ich nenne das geistiges Zirkeltraining.
Ein Buch über einen, zwangsweise durch die Welt wandernden Golfball, ruht in meinem Fach „Überarbeiten“.
Warum?
Weil sich beim Korrigieren und Überarbeiten erhebliche Zweifel an meinem Schreibstil an der Oberfläche der Wortsuppe gebildet haben.
Mittlerweile fließen manche Texte im Blog wie ein klarer Bach durch die Landschaft der jeweiligen Thematik.
Ich spüre, wie sich die Leichtigkeit des Formulierens mit den Worten der Texte zu einem Spiel meiner Gedanken vereinigt.
Irgendwann werde ich den Golfball wieder reisen lassen. Ihn dabei aber unverkrampft begleiten, damit ich sein Leben und seine Erfahrungen darin für die Leser zu einem Mehrwert vereine.
Schreiben, formulieren und erzählen müssen alle Zahnräder einer Geschichte dazu bewegen, die Gedanken mit Worten auf dem Ziffernblatt der Spannung zum Finale zu tragen
Und wenn mir nichts mehr einfällt, dann schreibe ich an etwas ganz anderem, treibe Sport oder arbeite körperlich.
“ Das Leben besteht nicht aus Worten. Allerdings sind Worte sehr oft der Treibstoff des Lebens!“
Oskar