Persönliches Wachstum bedeutet nicht, dass du dich nur in einem bestimmten Bereich steigerst. Es geht nicht allein um deine berufliche, sportliche oder künstlerische Leistung. Vielmehr ist daran deine gesamte Persönlichkeit beteiligt. Und das Beste daran ist: Du kannst es mit den folgenden Impulsen gezielt fördern!
Möchtest du deine Talente entfalten? Willst du mehr aus dir machen? Hast du Freude daran, dich weiterzuentwickeln?
Dann sind die folgenden Schreibimpulse für persönliches Wachstum genau das Richtige für dich. Probier den ein oder anderen aus und lass dich auf die neuen Erfahrungen ein.
Vielleicht mutet manches zu Beginn merkwürdig an. Bald wirst du jedoch feststellen: In diesen kleinen Schreibabenteuern stecken wundervolle Möglichkeiten, um persönlich zu wachsen.
Persönliches Wachstum – was soll das bedeuten?
Bevor du dir bestimmte Methoden aneignest, um persönlich zu wachsen, sollte erst einmal klar sein, wovon die Rede ist. Beachte drei Aspekte, um die Schreibimpulse für dich gewinnbringend zu nutzen:
- Der Bereich Persönlichkeitsentwicklung ist von vielerlei Missverständnissen geprägt.
- Jeder Mensch ist besonders.
- Wachstum ist nicht gleich Wachstum.
Was genau damit gemeint ist, erfährst du im Folgenden!
Vorsicht vor Missverständnissen
Bei Schreibimpulsen für dein persönliches Wachstum geht es nicht um einen simplen Egoboost. Kein „Ich bin der größte!“ und auch kein „Höher, schneller weiter!“
Des Weiteren gibt es nicht die eine Methode, die allen gleich gut weiterhilft. Schließlich hängt es von deiner Persönlichkeit und deinen Erfahrungen ab, woran du am besten andocken kannst.
Außerdem erfordert jede Lebenssituation eine dazu passende Einschätzung und Entscheidung. Etwas, was dir vor fünf Jahren geholfen hat, kann heute eher hinderlich sein. Eine Einsicht, die du früher abgelehnt hast, erscheint nun in neuem Licht.
Ein weiteres Missverständnis geht häufig mit dem Versuch einher, seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Implizit schwingt für viele mit, dass sie noch nicht gut genug seien und sich dringend verbessern müssten. Die Vermessbarkeit unseres Lebenswandels von Ernährungs- über Bewegungs- bis zu Sehgewohnheiten trägt hierzu ihren Teil bei.
Dabei bedeutet persönliches Wachstum keinesfalls, dass du so, wie du gerade bist, in irgendeiner Weise defizitär wärst. Wir sagen zu einem jungen Baum ja auch nicht, er wäre falsch, da er „erst“ einen Meter hoch ist.
Deine Persönlichkeit
Was ist eigentlich damit gemeint, wenn wir von der Persönlichkeit sprechen?
Es gibt unterschiedliche Modelle, die menschliche Persönlichkeit beschreiben.
In einem der bekanntesten, dem DISG-Modell etwa, werden grundlegende Verhaltenstendenzen ausgemacht: Dominant, Initiativ, Stetig, Gewissenhaft. Deren spezifisches Zusammenwirken macht unsere Persönlichkeit aus.
Das ebenso bekannte Reiss-Modell kennt 16 Lebensmotive. Unsere Persönlichkeit lässt sich nach deren spezifischer Ausprägung unterscheiden.
Einige Grundannahmen finden sich in den meisten Ansätzen: Die Persönlichkeit ist einerseits durch unsere Gene, andererseits durch unsere Sozialisation geprägt. Sie unterliegt einem stetigen Wandel. Zugleich zeichnet sich der Einzelne jedoch durch konstante Grundzüge aus. Und sie ist auf jeweils individuelle Weise komplex.
Dies bedeutet, dass eine Entwicklung unserer Persönlichkeit Zeit braucht. Des Weiteren sollte sie immer von einer tiefgreifenden Akzeptanz dessen, was ist, geprägt sein.
Arten des Wachstums
Wachstum ist nicht gleich Wachstum. An erster Stelle sollten wir zwischen quantitativem und qualitativem Wachstum unterscheiden.
Wachstum bedeutet entsprechend nicht zwangsläufig mehr, sondern kann auch besser oder einfach nur anders heißen. Für persönliches Wachstum gilt das ganz besonders. Denn anscheinendes Wachstum eines Menschen kommt in Wahrheit häufig einer Art Regression gleich.
Hierzu ein Beispiel:
Ein Manager fühlt sich durch die Investorengesellschaft, welche die Firma vor Kurzem übernommen hat, zu immer besseren Leistungen getrieben. Er spürt auch einen inneren Antrieb, dem zu entsprechen und erfolgreich abzuliefern.
Er gibt alles. Und ist damit erfolgreich. Er schafft es, Umsatz und Gewinn der Firma zu steigern, kassiert am Ende des Jahres einen fetten Bonus – und bricht zusammen.
In der Burnout-Klinik braucht er lange, um wieder klar zu sehen. Erst nach Wochen realisiert er, dass er einen ganz bestimmten Aspekt seiner Persönlichkeit – die Leistungsfähigkeit – über alles andere gestellt hat. Indem er in dem einen Bereich über sich hinaus gewachsen ist, hat er alle anderen Bereiche vernachlässigt.
Wenn hier die Rede von persönlichem Wachstum ist, soll damit immer ganzheitliches Wachstum gemeint sein. Es geht also nicht darum, bestimmte Talente auf Kosten anderer Persönlichkeitsanteile maximal zu entwickeln. Persönliches Wachstum heißt hier vielmehr Wachstum als Person im Gesamten.
Schreiben als Persönlichkeitsentwicklung
Inwiefern kann Schreiben als Methode der Persönlichkeitsentwicklung eine besondere Rolle spielen? Weshalb gerade Schreibimpulse? Und lässt sich dies mit alternativen Herangehensweisen für persönliches Wachstum kombinieren?
Beim Schreiben setzen wir uns mit unseren Bewusstseinsinhalten auseinander. Wir sind so einerseits ganz bei uns, gehen jedoch zugleich auf Distanz. Des Weiteren sind wir dazu gezwungen, die Dinge auszuformulieren. Stimmungen, Emotionen und Ahnungen werden in Sprache gefasst. Dies hat Vor- und Nachteile.
Einerseits liegt mit jeder Versprachlichung eine Vereinfachung und Festlegung vor. Andererseits erhöht sich so die Verbindlichkeit. Erkanntes wird manifest und gerät nicht so leicht in Vergessenheit.
Des Weiteren sind die Methoden, die hier vorgestellt werden, einfach anzuwenden und konkret. Selbst, wenn wir noch nicht genau wissen, auf welche Weise wir persönlich wachsen wollen, können wir so etwas tun, das uns hilft.
Freies Schreiben
Beim Freien Schreiben lassen wir den Stift übers Papier wandern, ohne darüber nachzudenken, was wir notieren. Alles ist erlaubt. Es gibt kein richtig oder falsch. Die Gedanken werden möglichst ungefiltert aufgeschrieben, ohne damit aufzuhören oder sich selbst zu zensieren.
Am besten nimmst du dir von Anfang an eine bestimmte Seitenzahl vor. Sobald diese geschafft ist, legst du das Ergebnis zur Seite, ohne es nochmals durchzulesen, und beginnst am nächsten Tag von vorne.
Das Freie Schreiben wurde durch die so genannten Morgenseiten von Julia Cameron berühmt. In ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ beschreibt die Autorin, wie diese die Entwicklung als Schriftsteller bzw. als Künstler im Allgemeinen befördern.
Durch das tägliche Schreiben über einen langen Zeitraum hinweg entwickeln wir eine Schreibroutine. Bald schon ist das tägliche Schreiben eine Selbstverständlichkeit. Wir haben eine Art Schreibfluss etabliert, auf den wir nun bei Bedarf zurückgreifen können. Dies ist ungemein hilfreich, um die unterschiedlichen Schreibmethoden gezielt anzuwenden, und sich dabei nicht mit Schreibblockaden zu plagen.
Doch das Freie Schreiben hat auch für sich genommen bereits unschätzbaren Wert. Es gleicht einer Art Meditation, die uns zur Ruhe bringt und dabei hilft, klarer zu sehen. Was uns durch den Kopf geht, findet auf dem Papier seinen Platz. Nach und nach dringen wir so zu tieferen Schichten unseres Bewusstseins vor.
Wir erkennen uns Stück für Stück selbst und lernen neue Aspekte unserer Persönlichkeit kennen. Das Freie Schreiben kann somit an sich schon eine kraftvolle Methode für persönliches Wachstum sein.
Autobiographisches Schreiben
Beim autobiographischen Schreiben schöpfen wir aus unserer Lebenserfahrung. Gewissermaßen ist dies zwar immer der Fall, wenn wir schreiben, doch hier betrachten wir unser Leben explizit als das Material, aus dem wir unsere Texte formen. Anders als beim Freien Schreiben knüpfen wir an unseren konkreten Erfahrungen an.
Autobiographisches Schreiben ist auf vielfache Weise möglich. Du kannst von prägenden Ereignissen, Lebensphasen, Erinnerungsorten, bewegenden Begegnungen, Lebensthemen, Lebensfragen und vielem Weiteren ausgehen.
Doch das bedeutet nicht gleich, dass du deine komplette Autobiographie schreiben musst. Für dein persönliches Wachstum dient autobiographisches Schreiben an erster Stelle als Bestandsaufnahme. Wie bist du zu dem geworden, der du heute bist? Was hat dich dazu gemacht? Was hast du selbst dazu beigetragen?
Eine Klärung deiner Situation ist mehr als der Ausgangspunkt für die nächsten Entwicklungsschritte. Den klärenden Blick auf dein Leben zu erschreiben, bedeutet an sich schon ein großes Stück Wachstum.
Konkrete Schreibmethoden
Welche Möglichkeiten bieten Schreibmethoden über das Freie Schreiben und das autobiographische Schreiben hinaus? Wie können sie ganz konkret zu deinem persönlichen Wachstum beitragen?
Manchmal drehen wir uns beim Kreativen Schreiben im Kreis und benötigen neue Impulse. Schreibanregungen motivieren uns zu neuen neuen Wegen. Sie regen uns dazu an, ungewohnte Perspektiven einzunehmen. Sie geben uns Strukturen und Vorgehensweisen an die Hand, so dass wir uns auf das eigentliche Schreiben konzentrieren können.
Des Weiteren eignen sich die einzelnen Impulse bei jeweils anderen Herausforderungen besonders gut. Schließlich können unterschiedliche Hürden deinem persönlichen Wachstum im Wege stehen. Mal ist es Motivations- oder Antriebslosigkeit, eine schwierige Entscheidung, Unklarheit über die eigenen Ziele oder die Unmöglichkeit, grundsätzliche Sinnfragen zu beantworten. Je nachdem, was dich in deinem persönlichen Wachstum beschränkt, können unterschiedliche Impulse besonders hilfreich sein.
Welche Impulse für welche Situationen deines Wachstumsprozesses besonders zu empfehlen sind und wie du sie anwendest, erfährst du im Folgenden!
Dein persönliches Wachstum – 10 Schreibimpulse
Die folgenden Schreibimpulse gehorchen keiner bestimmten Reihenfolge. Dies hier ist weder eine Rangliste, noch eine Gebrauchsanleitung, die du Schritt für Schritt durchgehen kannst.
Probier lieber die ein oder andere Methode aus. Informiere dich darüber, in welchen Situationen welche von ihnen besonders vielversprechend ist. Und vor allem: Versuch, offen dafür zu sein, was dann passiert.
Dein perfekter Alltag
Bei dieser Methode imaginierst du deinen perfekten Alltag. Sie dient dir in Phasen des Zweifels oder der Sinnlosigkeit dazu, einen klaren Fokus zurückzugewinnen. Zudem kann es ungemein motivieren, sich mit seinen Zukunftsvorstellungen ganzheitlich zu verbinden.
Im Folgenden findest du heraus, wie dein Leben aussieht, wenn du wichtige Entwicklungsschritte gemeistert hast. Schließe dazu am besten die Augen. Stell dir vor, du befindest dich an einem Tag deiner Wahl in der Zukunft. Wie weit du in der Zeit voranschreiten willst, ist dir überlassen. Es kann sich um wenige Wochen handeln oder um viele Jahre.
Beginne am frühen Morgen. Du liegst im Bett und wachst auf. Lass vor deinem inneren Auge ablaufen, was nun geschieht.
Wichtig: es geht um keinen besonderen Tag in deinem Leben, sondern um einen ganz gewöhnlichen. Du willst schließlich nicht etwas einmaliges, punktuelles erschaffen. Vielmehr möchtest du eine möglichst lebendige Vision davon entstehen lassen, wie dein ideales Leben aussieht.
Denke nicht klein, denke groß. Es soll sich zwar nicht um einen perfekten Tag im Sinne eines einmaligen Tags handeln. Doch darin beschränken, wie dein idealer Alltag aussehen soll, solltest du dich keineswegs.
Ein paar Fragen, die dir dabei helfen können, deinen perfekten Alltag zu imaginieren:
- Wenn du morgens aufwachst, was siehst du?
- Was tust du als allererstes nach dem Aufstehen?
- Worauf freust du dich besonders?
- Welchen Menschen begegnest du?
- Welcher Tätigkeit gehst du nach?
- Wovon lebst du?
- Wie gestaltest du deinen Tag?
- Wie sieht dein Abend aus?
Nachdem du dich eine Weile auf Gedankenreise begeben hast, öffnest du wieder die Augen. Nimm nun einen Stift und Papier zur Hand und notiere, was du erlebt hast. Geh ins Detail. Schreib ganz genau auf, wie und mit wem du deinen Tag verbringst. Werde konkret.
Alternativ kannst du auch auf die Gedankenreise mit geschlossenen Augen verzichten und gleich mit dem Schreibpart beginnen. Allerdings besteht hier die Gefahr, zu verkopft zu sein. Deshalb solltest du sichergehen, durch Freies Schreiben bereits über einen starken Schreibfluss zu verfügen.
Eine Rede für die eigene Trauerfeier schreiben
Die Grundannahme dieser Übung lautet wie folgt: Dein Leben ist vorbei, doch dein Geist ist noch zugegen und so lauscht du einer Rede auf deiner Trauerfeier. Das, was du hörst, erfüllt dich mit tiefstem Glück und Zufriedenheit. Vieles ist bestens gelaufen. Du bist stolz auf das, was du erreicht hast, und vollkommen mit dir im Reinen.
Für viele klingt diese Übung auf den ersten Blick makaber. Dabei kann sie ungemein motivierend sein.
Anders als bei der Frage nach dem perfekten Alltag blickst du hier nicht nach vorne sondern zurück. Die Annahme, dass dein Leben geglückt ist, spendet Kraft. Du versetzt dich dadurch in einen positiven Zustand und öffnest dich der Frage, was du wirklich willst und was dir wichtig ist.
Des Weiteren ist die Perspektive, die du hierbei einnimmst, mehr als ungewöhnlich. Sie erlaubt es dir, dich auf deine Werte und deine innersten Überzeugungen zu besinnen. Was soll am Ende deines Lebens über dich gesagt werden? Indem du hierauf Antworten findest, erkennst du, worauf es dir wirklich ankommt. Damit erschaffst du eine immens wichtige Basis für dein persönliches Wachstum.
Die Säulen des Lebens
Manchmal hält uns eine subtile Unzufriedenheit davon ab, persönlich zu wachsen. Irgendwas stimmt nicht. Bloß wissen wir nicht genau, was es ist.
Manchmal haben wir auch 9999 Probleme und wissen nicht genau, um welches wir uns zuerst kümmern sollen. Alles hängt scheinbar oder tatsächlich mit allem zusammen. Wir haben das Gefühl, dass unser Leben gerade schief läuft. Doch wie können wir dies ändern?
Manchmal meinen wir auch, ganz genau zu wissen, was uns fehlt um zu wachsen. Doch je mehr wir uns darum bemühen, wir bleiben unzufrieden. Vielleicht liegt die Unzufriedenheit doch an etwas anderem?
Für die beschriebenen Zustände und für viele weitere eignet sich dieser Impuls. Bei den Säulen des Lebens gehst du systematisch die wichtigsten Lebensbereiche durch und beantwortest dazu Fragen. Im Anschluss blickst du auf das gesamte Ergebnis. So kannst du spielerisch herausfinden, wie es um dich steht, womit du zufrieden bist und wo du ansetzen kannst, um positive Veränderungen zu erreichen.
Nimm nun einen Stift zur Hand und antworte auf folgende Fragen, ohne lange nachzudenken. Schreib einfach drauflos, wie du es beim Freien Schreiben trainiert hast.
Bereich 1: Arbeit und Leistung
- Welche Ausbildung hast du?
- Welche Talente und Fähigkeiten hast du?
- Beschreibe deine aktuelle berufliche Tätigkeit!
- Was leistest du für deine Familie?
- In welcher Form erhältst du Anerkennung?
- Wie bewertest du deine Leistung?
Bereich 2: Materielle Sicherheit
- Wie geht es dir in finanzieller Hinsicht?
- Wie kommst du mit deinem monatlichen Einkommen zurecht?
- Welche Wünsche möchtest du dir mittel- und kurzfristig erfüllen?
- Welche materielle Sicherheit benötigst du?
- Wie schätzt du deine Zukunftsperspektiven ein?
Bereich 3: Soziales Netz und Beziehungen
- Welche Freundschaften pflegst du?
- Wie wichtig sind dir soziale Kontakte?
- Welchen Stellenwert hat „Familie“ für dich?
- Wie geht es dir mit deinem Partner?
- Hast du ein Ehrenamt?
Bereich 4: Körper und Gesundheit
- Wie gesund fühlst du dich?
- Was tust du für deine Gesundheit?
- Was für körperliche Aktivitäten übst du aus?
- Welche körperlichen Einschränkungen behindern/stören dich?
- Was für ein Verhältnis hast du zu deinem Körper?
Bereich 5: Innere Haltung
- Was ist dir wichtig? Was sind deine Werte?
- Wenn du allein bist – was geht dir durch den Kopf?
- Wann dich ein Freund nach deinem Lebensmotto fragen würde, was würdest du antworten?
- Was ist für dich der Sinn des Lebens?
- Woran glaubst du?
Stell dir nun vor, die fünf Bereiche sind die Säulen deines Lebens. Auf ihnen gemeinsam fußen Glück und Zufriedenheit. Zeichne nun diese Säulen von oben und entscheide, welche von ihnen wie dick ist.
Hier ein Beispiel, wie dies aussehen könnte:
Betrachte nun dein Ergebnis. Was fällt dir auf? Wie fühlt es sich an?
Zeichne nun erneut die Säulen deines Lebens auf. Nun jedoch nicht mehr als Abbildung des gegenwärtigen Zustandes sondern als Wunschzustand.
Was hat sich verändert?
Um welche Lebensbereiche solltest du dich aktuell besonders kümmern?
Welche konkreten nächsten Schritte folgen daraus?
Plotstrukturen auf dein Leben anwenden
Geschichten erzählen ist nicht nur etwas für Schriftsteller. Auch wenn es darum geht, persönlich zu wachsen, kann diese grundlegende menschliche Kompetenz hilfreich sein. Auf dein Leben angewendet, helfen dir narrative Strukturen klarer zu sehen und aus deinen eigenen Erfahrungen zu lernen. Hier liegt auch großes Potential für die Selbstwertschätzung, die du dir zuteil werden lässt. Der Blick zurück macht dir schließlich deutlich, was du bereits alles erreicht hast.
Wenn es dir Freude macht, autobiographisch zu schreiben, wenn du gerne auf deine Hochs und Tiefs blickst und daraus etwas mitnehmen willst, ist diese Methode das Richtige für dich.
Eine der einfachsten Strukturen, um Romane zu plotten, ist die Drei-Akt-Struktur. Nutze dieses Muster, um in deinem Leben auf die Suche zu gehen.
In einem ersten Akt erkennt ein Held seine Aufgabe und entschließt sich dazu, der Herausforderung zu begegnen. Der zweite Akt ist von Erfolgen und Misserfolgen geprägt und in der Mitte der Geschichte ergibt sich meist eine einschneidende, spielverändernde Wendung. Im dritten Akt kommt der Held sodann an seine Grenzen und steht am entscheidenden Höhepunkt der Geschichte seinem Gegner gegenüber.
Gerade diese sehr allgemeine Beschreibung kann dir dabei helfen, die Geschichten deines Lebens zu erkennen.
- Welche Erfahrungen haben dich weitergebracht?
- Wodurch bist du persönlich gewachsen?
- In welchen Momenten standest du einem ernsthaften inneren oder äußeren Gegner gegenüber und wie ist es dazu gekommen?
Nutze die Drei-Akt-Struktur und bring die Geschichten deines Lebens zu Papier. Du wirst dabei feststellen, welche Kompetenzen dir geholfen haben und welche du während deiner Abenteuer ausgebildet hast. So gewinnst du Selbsterkenntnis und Kraft für neue Herausforderungen.
Eine weitere Plotstruktur, die für dein autobiographisches Schreiben zur Persönlichkeitsentwicklung wertvoll sein kann, ist die Heldenreise. Um diese geht es im Folgenden!
Deine Geschichte als Heldenreise begreifen
Das Plotmodell der Heldenreise eignet sich ganz besonders gut dafür, unser eigenes Leben zu reflektieren. Mit ihrer Hilfe betrachten wir prägende Erfahrungen als Abenteuer, die unsere Persönlichkeit prägen.
Begreife dein Leben als Schatz, aus dem du schöpfen kannst. Du kannst nun die die Geschichten erzählen, die dich zu dem gemacht haben, der du heute bist. Dies lenkt deinen Blick auf deine Stärken und Fähigkeiten, die du dir im Laufe der Jahre angeeignet hast.
Es geht nicht darum, dein Leben als eine einzige Heldenreise zu sehen. Vielmehr gleicht es einer Reihe verschiedenster Abenteuer. Alle zusammen ergeben deinen bisherigen Weg.
Hier nun die wichtigsten Stationen der Heldenreise, die du für dein autobiographisches Schreiben nutzen kannst:
- Die gewohnte Welt: Wodurch zeichnet sich dein Leben vor den geschilderten Ereignissen aus? Von welchem Mangel ist es geprägt?
- Der Ruf zum Abenteuer: Welches Ereignis weist dich auf eine wichtige Aufgabe hin?
- Die Weigerung: Was hält dich davon ab, dich auf der Stelle deiner Aufgabe zu stellen? Welche Beharrungskräfte prägen dein bisheriges Leben? Was hält dich in der Komfortzone?
- Der Mentor: Welche Begegnung hilft dir, in deine Kraft zu kommen? Was gibt dir den entscheidenden Impuls, um deine Aufgabe anzunehmen?
- Überschreiten der Schwelle: An welcher Stelle brichst du zum Abenteuer auf? Inwiefern betrittst du hiermit Neuland?
- Freunde, Feinde, Probleme: Welche Herausforderungen stellen sich dir auf deinem Weg? Welche Unterstützung bekommst du?
- Vordringen in die tiefste Höhle: Mit welchen Ängsten wirst du durch dein Abenteuer konfrontiert? An welchem Punkt bist du am absoluten Tief angelangt?
- Entscheidungskampf: Welche entscheidende Herausforderung gilt es zu bestehen? Wo entscheidet sich, ob du tatsächlich an deinen Aufgaben wächst?
- Belohnung und Erkenntnis: Welche Erkenntnis gewinnst du aus der bestandenen Herausforderung? Welche Fähigkeit hast du dir angeeignet?
- Rückkehr: Wie findest du zurück in deine gewohnte Welt?
- Finaler Kampf: Welche Aufgabe stellt sich nun, nachdem du persönlich gereift bist?
- Weiterleben auf einer neuen Stufe: Wie gestaltet sich das Weiterleben nach deinem Abenteuer? Was ist anders als zuvor?
Alle Aspekte der genannten Plotmodelle und weitere Muster, die du nutzen kannst, findest du hier: Einen Plot schreiben!
Deine Herausforderungen auf Romanfiguren übertragen
In Geschichten zu denken kann nicht nur für den Umgang mit den eigenen Lebenserfahrungen hilfreich sein. Wir können auch aktuelle Herausforderungen auf literarische Figuren übertragen. Damit sind sie zwar noch nicht gelöst, doch wir nehmen eine neue, meist überraschende Perspektive ein.
Vor welchem Problem stehst du gerade? Was möchtest du erreichen? Inwiefern fällt es dir schwer?
Erfinde eine Romanfigur und übertrage ihr deine Probleme. Wie würde sie damit umgehen? Wie könnte eine Geschichte aussehen, in der sie die Herausforderung annimmt und sich am Ende alles zum Guten wendet?
Sammle Ideen. Schreib die Zusammenfassung einer möglichen Romanhandlung. Überarbeite sie.
Schnell wirst du feststellen: Indem du deine Situation auf eine literarische Figur überträgst, nimmst du einen gewissen Abstand zu deinen Problemen ein. Es geht nicht darum, dass du tust, was du zu Papier bringst. Nur deine Romanfigur tut es.
Die mögliche Wirkung für dein persönliches Wachstum ergibt sich meist intuitiv. Ist bei den Ideen etwas dabei, woran du zuvor nicht gedacht hast, so hat dich die Skizze auf neue Ideen gebracht. Bestand das Hindernis, persönlich zu wachsen, bisher vor allem in den Grenzen deiner Komfortzone, so kann dich das beherzte Handeln deiner Figur dazu ermutigen, Neues auszuprobieren.
Dialoge mit deinen inneren Anteilen führen
Besonders gut eignet sich dieses Verfahren, wenn du dich in einem inneren Konflikt befindest oder vor einer schwierigen Entscheidung stehst. Dann kann persönliches Wachstum bedeuten, sich selbst ein Stück weit besser zu verstehen oder mit sich ins Reine zu kommen. Selbstklärung ist in diesem Sinn ein lohnenswertes Vorhaben, das positive Kräfte freisetzt.
Der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun hat mit seinem Konzept der inneren Anteile ein Modell erschaffen, das diese Möglichkeit veranschaulicht. Es lässt sich auch als Schreibimpuls nutzen.
Notiere mit Hilfe des Freien Schreibens, was dir zu deinem Thema durch den Kopf geht. Bring die gesamte Vielstimmigkeit deines inneren Monologs zu Papier. Verzichte dabei auf die Schere im Kopf. Lass alles raus.
Schau dir nun in einem zweiten Schritt an, was du notiert hast. Welche inneren Anteile deiner Persönlichkeit kommen hier zu Wort? Gib ihnen Namen! Eine Hilfe kann es hierbei sein, Adjektive zu substantivieren. Wenn du also z.B. eine besonders kritische Stimme bemerkst, könntest du sie „Der Kritische“ nennen. Wichtig ist vor allem, dass du mit dem jeweiligen Namen etwas verbindest, dass er sich richtig anfühlt.
Versuche dich auf eine überschaubare Anzahl an Anteilen zu beschränken. Es geht nicht darum, für jede kleinste Gefühlsregung einen eigenen Persönlichkeitsanteil zu benennen. Eine Anzahl von vier bis acht inneren Anteilen hat sich als praktikabel herausgestellt.
Geh davon aus, dass dir jeder dieser inneren Anteile etwas Gutes will. Auch und gerade, wenn du ihn auf den ersten Blick als schwierig empfindest. Greif nun wieder zum Stift und lass den Anteil bewusst zu Wort kommen. Was hat er dir zu sagen? Wie kommentiert er die Äußerungen der anderen Anteile?
Versuche schließlich, eine Einigung der unterschiedlichen Anteile zu moderieren. Wie können die einzelnen Stimmen zusammenwirken? Welche Lösungen oder Kompromisse sind möglich? Notiere diese!
In Briefen Kontakt zu inspirierenden Menschen aufnehmen
Briefe bieten eine zauberhafte Möglichkeit, um sich selbst vor der Folie eines Ansprechpartners zu reflektieren. Du wendest dich also an ein Gegenüber, schreibst dir aber in gewissem Sinn immer auch selbst. Und das Beste ist: Einen Brief kann man abschicken, man muss es jedoch nicht.
Indem du dich in Briefform an eine bestimmte Person richtest, kannst du innere Konflikte bearbeiten, bestimmte Lebenserfahrungen reflektieren oder dich mit schwierigen Situationen auseinandersetzen. Somit bietet sich hier eine ganz besondere Möglichkeit des persönlichen Wachstums.
Du kannst an Menschen schreiben, die dir nahe stehen oder einmal nahe standen. Oder du richtest dich an Menschen, die du noch nie persönlich getroffen hast, die du dir jedoch als Ansprechpartner wünscht, da ihr Werdegang dir imponiert. Du kannst sogar an Verstorbene schreiben – indem du dich mit deinen Worten an sie richtest, nutzt du sie als Gegenüber deiner persönlichen Auseinandersetzung.
Kurzgeschichten schreiben
Das Schreiben von Kurzgeschichten hat im Vergleich zum Romanschreiben einige Vorteile. Diese qualifizieren sie in besonderer Weise als Methoden des persönlichen Wachstums.
Wie gehst du dabei vor?
Kurzgeschichten sind, wie der Name schon sagt, relativ kurz. Sie schreiben sich damit relativ schnell.
Geh beim Kurzgeschichtenschreiben für dein persönliches Wachstum von deinen Erfahrungen aus. In welchen Momenten deines Lebens hat sich das Glück ins Unglück verkehrt oder andersherum? Welche Situationen fandest du besonders prägend? Mach dir Notizen und erstelle eine Ideensammlung.
Nun wählst du die Idee aus, die dich am meisten anspricht. Du kannst nun deine Erfahrung auf eine andere Figur übertragen und eine fiktionale Kurzgeschichte schreiben. Oder du schreibst eine im engeren Sinn autobiographische Kurzgeschichte – das ist ganz dir überlassen.
Extra: Einen Essay schreiben
Manchmal reicht keine der bisher genannten Methoden aus, um dich zu klären. Viellicht schleppst du eine große Lebensfrage mit dir herum. Für dei persönliches Wachstum benötigst du eine Antwort.
Hier kann es helfen, einen Essay zu schreiben. In dieser besonderen Textform setzt du dich intensiv mit einem konkreten Problembereich auseinander. Durch die Kombination unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen entwickelst du nach und nach deine ganz eigene Position dazu.
Deine eine Sache auf den Punkt bringen
Dieser Impuls für dein persönliches Wachstum ist der vielleicht wichtigste von allen. Er lässt sich mit allen vorherigen Methoden kombinieren. Zugleich ist er überaus einfach durchzuführen.
Gary Keller beschreibt in The One Thing auf vielfache Weise, wie wichtig Fokussierung für unsere Persönlichkeitsentwicklung ist. Erst indem wir unsere Prioritäten festlegen, schöpfen wir unser Potential aus. Nicht alles, was wir für unser Vorankommen und unsere Entfaltung tun können, ist gleich wichtig.
Notiere dir also, welche eine Sache im Moment für dich am wichtigsten ist. Du kannst dies auf dein Leben insgesamt beziehen, auf einen bestimmten Lebensbereich oder auf ein konkretes Problem. Leg dich auf eine einzige Sache fest, nicht auf zwei oder drei. So gehst du mit dir selbst eine Art Vertrag ein, worum du dich kümmern möchtest. Dein persönliches Wachstum wird so ungemein beschleunigt.
Dein Werkzeugkasten für persönliches Wachstum
Dein persönliches Wachstum erleben – das ist keine punktuelle Sache. Und nichts, was sich für alle Menschen über einen Kamm scheren lässt. Vielmehr gleicht es einem einzigartigen, lebenslangen Abenteuer. Denn zum einen lässt sich Wachstum auf unterschiedliche Weise verstehen. Zum anderen funktioniert nicht jede Methode für jeden und vor allem auf jeweils individuelle Weise.
Des Weiteren ist persönliches Wachstum nicht punktuell zu verstehen. Statt von Wachstum ließe sich vielleicht sogar besser von persönlicher Entfaltung oder Entwicklung sprechen. Es handelt sich also um einen lebenslangen Prozess.
Diese Schreibimpulse können und sollen dir als Begleitung dienen. Betrachte sie als Werkzeuge, deren Gebrauch du dir zuerst aneignen musst. Du wirst hierbei merken, welche von ihnen dir liegen und welche nicht.
Übernimm das, was für dich besonders gut funktioniert neben weiteren Methoden und Übungen in deinen persönlichen Werkzeugkasten. So kannst du darauf zurückgreifen, wenn du an einem herausfordernden Punkt im Leben stehst, an dem dein persönliches Wachstum stockt.
Wichtig bei all dem: Lebe nicht in der Zukunft. Es geht bei deiner persönlichen Entwicklung nicht darum, irgendwelche Defizite auszugleichen oder ähnliches. So, wie du bist, bist du gut. Innerhalb dieser Grundannahme entwickelst du dich. Dies sollte die Haltung sein, mit der du deinem persönlichen Wachstum begegnest.
Das schönste am Schreiben und Lesen ist, man taucht in eine andere Welt ein.Im Idealfall ist man ganz bei sich und gleichzeitig auch woanders.
Sehr schön auf den Punkt gebracht!
Danke sehr!
Gerne 😉
Danke für die nützlichen Tipps! Auf meinem Server schreibt meine Community und ich ebenso tolle Geschichten und ich habe die Seite mal meinem Schreiberteam gezeigt! Hoffe deine gute Arbeit geht weiter so! 🙂
Herzlichen Dank!
Vielen Dank Andreas Schuster für diesen sehr lehrreichen und ausführlichen Artikel, den ich sehr gerne gelesen und auch schon geBookmarket habe! Ich nehme einiges für mich mit.
Sehr gerne, liebe Sabine!
Hallo Andreas,
dein Blog ist wirklich klasse. Wirklich inspirierend und Tipps mit denen man etwas anfangen kann. Und Techniken wie z.B. die Schneeflocken-Methode schön erklärt (das habe ich schon anders gesehen).
Vielen Dank, dass du so viel Matierial, das einen wirlich weiter bringt auf deinem Blog zur Verfügung stellst.
Liebe Rita,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Habe mir gerade deine Seite angeschaut … Auch sehr hübsch!
Liebe Grüße
Andreas
Ein sehr inspirierender Beitrag! Besonders gefällt mir, wie der Artikel den Fokus auf ganzheitliches Wachstum legt und nicht nur auf die Steigerung spezifischer Fähigkeiten. Die Idee, Schreiben als Werkzeug zur persönlichen Entwicklung zu nutzen, ist besonders faszinierend. Ich glaube, viele können von den vorgestellten Schreibimpulsen profitieren, um sich selbst besser zu verstehen und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Vielen Dank für diese wertvollen Anregungen!
Vielen Dank für das positive Feedback!