12 Vorurteile übers Romanschreiben + ein guter Umgang damit

Sie kommen scheinbar aus dem Nichts, nisten sich ein in den Köpfen der Menschen, tun so, als gäbe es sie überhaupt nicht und entfalten gerade dadurch ihre Kraft. Du begegnest ihnen in den Worten deiner Freunde, Bekannten und Kollegen, in Schreibratgebern, Blogbeiträgen, Forendiskussionen und vor allem in deinen eigenen Gedanken: Vorurteilen übers Romanschreiben.

„Andere Menschen haben viele Vorurteile, aber ich doch nicht!“, denkst du vielleicht.

Ganz sicher?

Folgende Vorurteile übers Romanschreiben solltest du kennen. Sie sind nicht alle falsch. Aber bei weitem auch nicht immer richtig. Indem du einen guten Umgang mit ihnen entwickelst, findest du zu einer gesunden Haltung und stärkst so dich und dein Schreiben.

Vorurteil 1: Du musst genial sein, um Romane zu schreiben

Heißt du Goethe? Oder Schiller? Kafka? Faulkner? Proust?

Nein?

Hat dir dein Deutschlehrer auch mal bescheinigt, dass du nicht gut schreiben kannst?

Dann vergiss es mit dem Romanschreiben!

Wenn du kein Naturtalent bist, bekommst du höchstens mittelmäßige Bücher zustande – wenn überhaupt. Es gibt schon genügend schlechte Bücher. Bitte füge nicht noch ein Weiteres hinzu!

Und so gehst du gut damit um:

Ohne Talent geht es nicht, keine Frage. Wenn du dich jedoch ernsthaft fürs Romanschreiben interessierst, kann ich dir versichern, dass du auch genügend Schreibtalent hast.Was dann noch fehlt ist Übung. Das war bei all den Dichterfürsten, Ausnahmeliteraturen und preisgekrönten Wortakrobaten nicht anders.

Vorurteil 2: Einen Roman schreiben ist ein Mammutprojekt

Ein Freund von mir hat sich ein Haus gekauft. Dabei besaß er gerade mal 10% des notwendigen Kapitals. Nun sitzt er auf einem Schuldenberg von einer halben Million. Die nächsten Jahre gilt es, ihn abzutragen.

Beim Schreiben eines Romans ist es ähnlich.

Du hast nichts in der Hand, stehst vor dem Mont Everest und kannst dessen Spitze nicht sehen, da sie in dichten Wolken steckt. Statt 500.000 Euro sind es 500 Seiten, die du stemmen musst. Abgesehen von den Zinsen, also all den Seiten, die du später löschen wirst – die kommen noch hinzu. Na, spürst du schon, wie sich das Gewicht auf deine Schultern legt und dich langsam nach unten drückt?

So gehst du gut damit um:

Das Problem an diesem Vorurteil ist die eingenommene Perspektive. Wenn du beim Abzahlen eines Kredits immerzu darauf starrst, mit wie viel Kröten du noch in der Kreide steckst (hier bitte Kopfkino anschalten!), kannst du nachts nicht mehr schlafen und deine Lebensfreude geht vor die Hunde.

Beim Romanschreiben ist es ähnlich. Bloß, weil der Spruch abgedroschen klingt, ist er nicht weniger wahr: Der Weg ist das Ziel! (Übrigens: Dies ist keine Aufforderung, einen Kredit aufzunehmen.)

Vorurteil 3: Du brauchst richtig viel Zeit, um deinen Traum vom Schreiben endlich in die Tat umzustzen!

Wenn ich erstmal im Ruhestand bin, schreibe ich meinen Roman. Wenn ich endlich Urlaub habe, fange ich wieder an zu schreiben. Wenn ich dieses oder jenes Projekt erledigt habe, dann …

Du brauchst eben richtig viel Zeit am Stück, um überhaupt zu beginnen. Mindestens mehrere Wochen. Besser noch ein ganzes Jahr!

So gehst du gut damit um:

Unbestritten: Das Schreiben eines Buches kostet Zeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass deine Träume so lange warten müssen, bis du nichts mehr anderes zu tun haben wirst, als zu schreiben.

Wenn du deine Träume davon abhängig machst, dass du ganz viel Zeit für sie hast, verabschiedest du dich von ihnen. Ja, es ist möglich nebenher Bücher zu schreiben – trotz Brotberuf und Alltagsstress. Auf die Regelmäßigkeit kommt es an, nicht auf den einen, übermenschlichen Kraftakt.

Vorurteil 4: Eine gute Idee ist alles, was du brauchst

Mein Opa hat viele Jahre lang immer wieder erwähnt, dass er eine ganz fantastische Romanidee habe. Irgendwann würde er sie vielleicht in die Tat umsetzen, falls er darauf Lust haben sollte. Denn diese Geschichte musste man unbedingt mal zu Papier bringen.

Er hat jedoch Zeit seines Lebens niemals auch nur einen einzigen Satz davon notiert.

So wie meinem Opa geht es vielen. Sie tragen einen Einfall mit sich herum, der ihnen das schöne Gefühl gibt, eines Tages etwas ganz besonders Tolles, Kreatives, Ausgefallenes zu erschaffen. Immerhin haben sie diese einzigartige Idee, die sonst keiner hat.

So gehst du gut damit um:

Die beste Idee hilft dir nichts, wenn du sie nicht umsetzen kannst. Und ob du dazu in der Lage bist, findest du nur heraus, indem du es versuchst.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wirst du merken, dass du noch eine ganze Menge zu lernen hast. Dafür bist du dann konkret am Machen, anstatt von zukünftigen Lorbeeren zu träumen, die es niemals irgendwo geben wird, außer in deiner Fantasie.

Falls du mit diesem Vorurteil von anderen Menschen konfrontiert wirst, die von ihrer einzigartigen Romanidee fabulieren, gibt es eine Frage, die du ihnen unbedingt stellen solltest:“Wieso probierst du es nicht einfach aus?“

Vorurteil 5: Romane schreiben ist schwierig

Du schreibst einen Roman? Wow! Das könnte ich nie!

Wenn man sich noch nie mit Kreativem Schreiben beschäftigt hat, kann es leicht passieren, dass einem das Bücherschreiben wie eine nicht zu bewältigende Herausforderung erscheint. Und wenn man sich eine Weile damit beschäftigt hat, erst recht.

Was es nicht alles zu bedenken gilt:

  • eine innovative Idee entwickeln
  • vielschichtige Figuren erfinden
  • einen ausgefuchsten Plot fabrizieren
  • mitreißende Dialoge schreiben
  • Spannung erzeugen
  • Genreregeln einhalten und doch etwas ganz Eigenes schreiben

Schon sehr bald ist klar: Romanschreiben ist eindeutig die schwierigste Tätigkeit der Welt! (Wenn nicht sogar des Universums.)

So gehst du gut damit um:

Das Romanschreiben geht einem manchmal leicht von der Hand und manchmal zieht es sich, holpert, stockt, kratzt und beißt, es will und will nicht klappen.

Ist Romanschreiben nun schwer oder leicht?

Und was soll es eigentlich bringen, dazu eine Meinung zu haben?

Das Erleben, wie leicht oder schwer es dir fällt, an deinem Roman zu arbeiten, kann ein wichtiges Instrument dafür sein, Schwachstellen zu erkennen. Die komplexe Arbeit als Schriftsteller von vornherein als schwierig anzusehen, wird jedoch der individuellen Beschaffenheit deines Schaffens als Autor keinesfalls gerecht.

Vorurteil 6: Einen Roman schreiben kann jeder

Während sich die einen niemals zutrauen würden, einen Roman zu schreiben, behaupten die anderen, dass es sich um ein Kunsthandwerk handelt, das jeder erlernen könne. Das Romanschreiben reiht sich damit nahtlos zwischen Töpfern, Häkeln und Schnitzen ein.

So gehst du gut damit um:

Beim Stoß vom Sockel der Geniehaftigkeit wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Natürlich lässt sich das Romanschreiben als reines Handwerk begreifen. Damit beraubt man es jedoch seiner reizvollsten Komponenten: Der Entwicklung einer ganz eigenen Sprache und Erzählweise sowie der narrativen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, philosophischen oder persönlichen Frage – und Problemstellungen.

Mach dir am besten klar, welche Art von Roman du wozu schreiben möchtest – daraus leitet sich ab, wie viel Wahrheit in diesem Vorurteil für dich steckt.

Vorurteil 7: Romanschreiben ist ein Hobby

Wer kennt ihn nicht, den Moment, in dem die neue Bekanntschaft diese eine Frage stellt: „Und, was machst du so?“

Lautet die Antwort „Ich schreibe“ oder gar „Ich schreibe Romane“ kann die Reaktion mitunter von Bewunderung über Unglauben bis zur Belustigung reichen. Kommentare wie „Ich meine beruflich“ oder „Und davon kannst du leben?“ sind häufig die Antwort. Hier schwingen ganz bestimmte Vorstellungen davon mit, was als zentraler Lebensinhalt gilt und was nicht.

Mag das Romanschreiben als etwas ausgefallenes Hobby durchgehen, Schriftsteller bist du erst, wenn du vom Schreiben leben kannst. Davor bist du Amateur und die Schreiberei eine Freizeitaktivität.

So gehst du gut damit um:

Die strikte Trennung von Leben und Beruf ist nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Die Frage nach der eigenen Berufung, ein Leben nach den eigenen Regeln und Leidenschaften kann dich erfüllen und befriedigend sein, selbst wenn du mit dem Schreiben (noch) kein Geld verdienst.

Es kann für dich trotzdem mehr sein als ein Hobby.

Du solltest für dich entscheiden, welchen Stellenwert es in deinem Leben hat – das ist viel wichtiger als antiquirte Vorstellungen anderer Leute.

Vorurteil 8: Du brauchst eine Autorenausbildung oder musst Kreatives Schreiben studieren

Bis vor einiger Zeit gab es nur wenige Möglichkeiten, sich in Deutschland in Kreativem Schreiben ausbilden zu lassen. So verbreitet dies in den USA auch war, abgesehen von Volkshochschulkursen oder Fernschulen konnten werdende Autoren hierzulande kaum auf Angebote zurückgreifen. Damit ging die Vorstellung einher, dass sich Kreatives Schreiben eben nicht lernen lasse, sondern dass dies den Menschen in die Wiege gelegt sei – oder eben auch nicht.

Seit einigen Jahren hat sich die Lage massiv geändert. Mittlerweile sollte für jeden das passende Angebot dabei sein, um sich beim Schreiben begleiten zu lasen.

Diese Entwicklung ist positiv und doch geht mit ihr ein immer stärker verbreitetes Vorurteil einher. In einigen Angeboten wird proklamiert, man werde durch diese oder jene Seminarreihe zum Autor ausgebildet und damit befähigt, Kurzgeschichten, Theaterstücke, Drehbücher oder eben Romane zu schreiben. Dies suggeriert, man brauche die Ausbildung oder ein Studium in Kreativem Schreiben unbedingt, ohne ginge es nicht, sie sei quasi die Voraussetzung, um als Autor erfolreich zu sein.

So gehst du gut damit um:

Wir leben in einer Zeit voller Chancen und Herausforderungen für werdende Autoren. Einem komplexen Buchmarkt und immer weniger Lesern stehen neue Veröffentlichungs- und Vermarktungsmöglichkeiten gegenüber. Da ist es umso wichtiger, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von Werbebotschaften zu falschen Glaubenssätzen verleiten zu lassen.

Vorurteil 9: Du musst dich an die Schreibregeln deines Genres halten

Ich spreche häufig mit Autoren, die ihr erstes Buch geschrieben haben, darauf stolz sind, es veröffentlichen wollen – und keinen Verlag dafür finden.

Wenn ich sie frage, worum es in dem Roman geht, antworten sie meist, das sei nicht so einfach. Die Geschichte sei eine Mieschung aus Liebesroman und Dystopie mit ein paar Roadmovie-Elementen. Ja, ja, sie wüssten, dass das nicht gut sei. Sie sollten sich wohl für ein Genre entscheiden und dessen Regeln beachten, sonst hätten sie keine Chance auf dem Buchmarrkt.

Aber wenn das nunmal nicht ihre Art sei zu schreiben?

So gehst du gut damit um:

Wie viel Wahrheit in dem Vorurteil steckt hängt davon ab, welche Art von Roman du schreiben möchtest. Geht es um einen Genreroman im engeren Sinn, dann weckt bereits das Cover bestimmte Erwartungen beim Leser. Je stärker dein Werk in Richtung E-Literatur tendiert, umso spielerischer kannst du mit den teils engen Regeln eines bestimmten Genres umgehen.

Besonders wichtig bei diesem Vorurteil: Achte darauf, ob es dich in deinem Schreiben weiterbringt oder ob es dich einengt oder gar blockeirt. Auch hier sollte es an erster Stelle darum gehen, deine eigene Haltung zu entwickeln und dich nicht von Allgemeinplätzen unnötig beschränken zu lassen.

Vorurteil 10: Ein Roman ohne fesselnden Plot ist kein Roman

Wenn du eine spontane Umfrage startest, was ein gutes Buch ausmachst, wirst du häufig auf eine bestimmte Antwort treffen: „Es muss spannend sein!“ Ein guter Roman ist damit ein spannender Roman und mit Spannung ist Handlungsspannung gemeint.

Die Steigerung dieser Ansicht ist die Behauptung, dass ein Roman ohne klar erkennbaren Plot überhaupt kein Roman sei. Von erfahrenen Autoren oder gar Schreibcoaches formuliert, kann dies einem Todesurteil gleichen: Der Schreibprozess stirbt, das Projekt wird beerdigt.

So gehst du gut damit um:

Es gibt so viele Arten Romane zu schreiben wie es Romane gibt. Wer behauptet, dass ein Roman unbedingt über einen spannenden Plot verfügen müsse, hat nicht verstanden, welche Texte alle zur Gattung Roman gehören und verschließt die Augen vor der Literaturgeschichte.

Wenn du einen Unterhaltungsroman im engeren Sinn schreibst, kommst du um eine spannende Geschichte nicht herum, insofern du deine Leser nicht langweilen willst. Doch ein guter Roman ist so viel mehr und kann auch ganz anders geschrieben sein. Spannung erzeugen ist ohnehin eine Kunst, zu der eine Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge gehört. (Wer sich für Romane interessiert, die nicht primär auf einer fesselnden Geschichte basieren, der beschäftige sich mal mit James Joyce oder Arno Schmidt).

Vorurteil 11: Du musst warten, bis du irgendwann gut genug bist

Ein Geigenschüler beginnt in seiner ersten Stunde doch auch nicht mit einem Violinkonzert von Tschaikowski, nicht wahr? Er beginnt mit dem Stimmen des Instruments, Tonleitern, Anfängerübungen, bestenfalls mit einem einfachen Stückchen.

Es liegt scheinbar auf der Hand: Als werdender Romanautor solltest du keinesfalls mit dem Romanschreiben beginnen. Zuerst brauchst du ganz viel Lebens- und Leseerfahrung, irgendwann können dann Übungen folgen, nach einigen Jahren könntest du dich an erste eigene Kurzgeschichten wagen. In der Zwischenzeit solltest du ganz viele Schreibratgeber lesen, Schreibseminare besuchen, am besten Kreatives Schreiben studieren, an deinem Stil feilen, reifer und weise werden, um dann, irgendwann in ferner Zukunft, wenn du dich mit jeder Zelle deines Körpers dazu bereit fühlst, mit dem Schreiben deines Romans zu beginnen.

So gehst du gut damit um:

Die beste Art und Weise schreiben zu lernen, ist immer noch schreiben. Nicht warten.

Wenn du Romane schreiben möchtest, ist es besser du schreibst Geschichten, Tagebucheinträge oder Erinnerungstexte, als überhaupt nicht. Doch es gibt viele Autoren, die sich auf diese Weise niemals ihren Traum vom Bücherschreiben erfüllen. Der eigene Roman rückt in immer weitere Ferne und scheint unerreichbar.

Wenn du einen Roman schreiben möchtest, solltest du sofort damit beginnen. Deinen Schreibstil kannst du währenddessen verbessern, an Planungs- und Schreibfehlern wirst du reifen – ein erfahrener Schreibtrainer oder Autorencoach kann dich auf diesem Weg unterstützen.

Vorurteil 12: Romanschreiben hat nichts mit Talent zu tun, sondern ist einfach bloß Handwerk

Im Kampf gegen Vorurteil Nummer 1 („Du musst genial sein, um Romane zu schreiben“) sind manche Zeitgenossen so engagiert, dass sie übers Ziel hinausschießen. Aus der künstlerischen Tätigkeit wird dann schnell ein Kunsthandwerk, das nichts mit Talent zu tun habe.

Das Romanschreiben wird so zu einer Kompetenz neben anderen, die wie eine Sportart nach bestimmten Regeln funktioniert. Das Schreiben eines Romans hat also nichts mit göttlicher Eingebung zu tun, vielmehr kann jeder es lernen.

So gehst du gut damit um:

Natürlich ist das Schreiben mit viel Transpiration verbunden (frei nach Edison). Aber ein wenig Inspiration gehört schon auch dazu.

Zumindest, wenn du etwas Besonderes erschaffen möchtest.

Beide Aspekte hängen übrigens miteinander zusammen: Transpiration führt zur Inspiration. Du solltest also nicht die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass die Muse dich küsst. Vielmehr solltest du dein Handwerk erlernen, um dein Talent so tatsächlich entfalten und ausleben zu können.

Vorurteile prägen unser Selbstbild als Autor

Einige der genannten Vorurteile sind weit verbreitet, anderen begegnet man eher selten. Manche haben gerade Hochkonjunktur, viele von ihnen scheinen jedoch ziemlich zeitlos zu sein.

Sind Vorurteile grundsätzlich falsch?

Sicherlich nicht. Sie sind jedoch sehr allgemein und pauschal, scheren das Schreiben vieler Autoren und unterschiedlichster Werke über einen Kamm und verstellen die Sicht auf das wahre Wesen des Schreibens.

Vorurteile sind noch nicht mal etwas grundsätzlich Schlechtes. Ohne sie wären wir in der Welt ziemlich verloren, da es uns an Orientierung fehlen würde. Es ist mühselig, sich zu allem und jedem ein wirklich fundiertes Urteil zu bilden. Wir hätten gar nicht genügend Zeit und Energie, um dies immer hinzubekommen.

In einem Bereich jedoch, der uns wirklich wichtig ist, sollten wir uns nicht mit ihnen begnügen. Es lohnt sich, zu einer differenzierteren Vorstellung vom Romanschreiben zu gelangen.

Kurz gesagt: Die Beschäftigung mit Vorurteilen übers Romanschreiben macht sich auf mehrfache Weise bezahlt:

  • Wir können besser mit den Reaktionen anderer Menschen auf unser Schreiben umgehen.
  • Wir kommen zu einem fundierten Selbstverständnis unsere eigenen literarischen Schaffens.
  • Wir lernen unterschiedliche, teils widersprüchliche Ansichten kennen und erlangen so ein breiteres Verständnis des Romanschreibens.
  • Wir bekommen Sicherheit in dem, was wir tun, da wir eine klarere Vorstellung davon haben.

Indem du dich mit Vorurteilen auseinandersetzt und dir ein eigenes Urteil bildest, kommst du zu deiner eigenen Schreibhaltung.

Willst du Romane schreiben? Deine Haltung gibt dir Halt, um im Sumpf aus Vorurteilen nicht unterzugehen.

Welchem Vorurteil übers Romanschreiben bist du schon begegnet?

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Vorurteil 1: Du musst genial sein, um Romane zu schreiben:

    Nein, mit Sicherheit nicht, man sieht das ganz deutlich am Schund, der so umläuft, aber dennoch gekauft wird. Oft reicht es, irgend eine Schiene zu bedienen.

    Vorurteil 2: Einen Roman schreiben ist ein Mammutprojekt.

    Einfaches nein, warum in der heutigen Zeit. Mit Schreibmaschine war das wesentlich aufwendiger.

    Vorurteil 3: Du brauchst richtig viel Zeit, um deinen Traum vom Schreiben endlich in die Tat umzusetzen!

    Nein! Klar braucht es Zeit, ich schreibe, wenn ich im Fluss bin 4 Seiten in der Stunde, korrigieren, weil ich falsch tippe und die Automatik nicht alles kann, also noch eine Stunde. Das täglich, sind 200 Tage bei 400 Seiten, muss ich den Rest auch noch alleine machen, vielleicht noch einmal 30 Tage, aber oft ist es so, wenn der Fluss da ist, bin ich in etwa in 150 Tagen fertig. Den Fahrradmörder habe ich zur Hälfte in drei Wochen Urlaub geschrieben.
    Also jährlich ein Buch, das reicht doch. Wer arbeiten muss, klar, da zeiht sich das etwas. Und wer davon lebt, wie Sebastian, der verkriecht sich im Fluss, aber 1 Buch im Jahr reicht doch.

    Vorurteil 4: Eine gute Idee ist alles, was du brauchst.

    Ja, das ist schon gut, am besten noch wenn es in die Zeit passt, wie Passagier 23, in der Kreuzfahrthochzeit.

    Vorurteil 5: Romane schreiben ist schwierig.

    Ja, wenn man schreiben muss! Muss ich aber nicht, bisher war das so, da war die Idee, oder eine Geschichte, wie beim Fahrradmörder, und dann kommt der Einfall, da geht mehr. Annis Geheimnis ist ein Kapitel im zweiten Buch, als ich merkte, da geht mehr, habe ich es dort gekürzt. Einziges Problem, wie bekomme ich das so hin, das die nicht noch in den Knast muss.
    Der Kreuzfahrtmord, sollte eine Beschreibung einer Kreuzfahrt werden, aber ich kann nicht anders, es wurde, eine Tote, dessen Mann Musiker ist und hier habe ich meinen Traum aufgeschrieben, im hier und jetzt.
    Die Omas, daran arbeite ich jetzt, ist eine Schnapsidee bei einer Feier gewesen, auch hier war das Ende offen, aber es findet sich alles. Ich weiß nie vorher, was es wird, wohin es geht.
    Allerdings muss man sich Notizen machen, Namen, Orte, Zeiten, es kann keiner SS Mann gewesen sein, wenn er jetzt 70 ist. Aber das geht alles noch beim Überarbeiten.
    Vorurteil 6: Einen Roman schreiben kann jeder.

    Nee wirklich nicht, ein wenig Talent gehört schon dazu, deshalb finde ich das vermarkten des Autorenwissen schon manchmal bedenklich, aber helfen würde ich auch. Manches sollte aufgeschrieben werden, das Leben meiner Elterngeneration. Da geht viel um was die Nazizeit angeht, aber nicht das normale Leben.

    Vorurteil 7: Romanschreiben ist ein Hobby.

    Auch, besser ist, man hat eine Einkommensquelle, die einen ernährt, schwer ist ein seriöser Verlag zu finden und wenn du alles alleine machst, ist irgendwann die Kraft alle, fürs Marketing.

    Vorurteil 8: Du brauchst eine Autorenausbildung oder musst Kreatives Schreiben studieren.

    Die gibt es nicht, weil man das nicht lernen kann, aber es ist hilfreich das Schreiben vielleicht berufliche einsetzen zu könne, bis man das nicht mehr braucht. Und wer legt fest, was geht, funktioniert, SOG ist für mich Müll, aber ein Bestseller, auch Schoßgebete, ich habe angeekelt weggelegt. Das würde ich nie schreiben, auch wenn es gehen würde. Schreiben ist Kunst. Und malen kann ich nicht.

    Vorurteil 9: Du musst dich an die Schreibregeln deines Genres halten.

    Wer legt die fest, bestes Beispiel Sebastian Fitzek, der Agent hörte immer wieder, es gibt keine deutschen Thriller, nun ist er der Größte, also selbst Verlage können irren. Und was ist das für eine Kunst, die sich krumm macht? Groschenhefte, Landser, Arzthefte, Liebesschmunzetten, usw.

    Vorurteil 10: Ein Roman ohne fesselnden Plot ist kein Roman.

    Was ist ein fesselnder Plot? Und wer legt das fest, wer entscheidet vorher, das geht und das nicht. Der Leser kauft, nicht der Verleger.

    Vorurteil 11: Du musst warten, bis du irgendwann gut genug bist.

    Unsinn, wann ist man gut genug, wann reicht das, am Ende wächst man mit jedem Buch, lernt dazu, gerade was die verquergematschte deutsche Rechtschreibung angeht. Keiner der von mir befragten kennt die Regeländerung von 2017, Delphin, oder Delfin.

    Vorurteil 12: Romanschreiben hat nichts mit Talent zu tun, sondern ist einfach bloß Handwerk.

    Doch sicher, aber man muss auch erfahren das man das hat, wenn man immer wieder hört, da fehlt ein Komma, da muss ß hin und nicht, die Geschichte ist gut, ach weiter, kann man weder wachsen, noch sich entwickeln.
    Man braucht schon Zuspruch., Ermutigung.
    Handwerk ist es nicht, dann wäre es in der Handwerkskammer angesiedelt, ein Ausbildungsberuf und ein Meisterberuf, also erlernbar. Sicher muss man sich schon mal mit den laufenden Dudenkreationen befassen, ich bekomme ein Newsletter und bin manchmal erstaunt, was es so gibt. Oder was stammt alles aus dem jiddischen, Hugenotten weiß man als Berliner, Mischpoke kannte ich, aber Ganove, ausgekocht, Bammel, betucht, abzocken usw.

    Welchem Vorurteil übers Romanschreiben bist du schon begegnet?

    Ganz klar Perfektionismus, es dürfen keine Fehler drin sein. Mir hat eine ältere Dame mein erstes Buch zurückgegeben, Deutschlehrerin, mit Bleistiftkorrekturen, ich setze mich hin, lese, nee stimmt alles, hat ja auch ein Deutschlehrer korrigiert. Fazit, alte Rechtschreibung, also alles umsonst, sie hat sich entschuldigt und mir Mut gemacht weiter zumachen, war eben nicht ihr buch, Eisenbahnunglück.
    Und jetzt habe ich in 4 Seiten dann doch 2 Fehler gefunden, allerdings finde ich auch in anderen Büchern Fehler und auch im Plott, in Verlagsbüchern.
    Die Großschreibung persönlicher Fürwörter ist im Duden klar geregelt, die kennen Korrektoren offensichtlich nicht, aber was solls, ist eben so.
    Ein Lokführer kann doch keine Bücher schreiben, ja vielleicht war der erste Beruf falsch. Oder man spricht mir komplett die Kompetenz als Lokführer ab, da ist schon was los draußen.

    Alles in allem, war es aber gut, mal besprochen zu werden, wer das Bedürfnis hat soll es tun und wenn es die Wirklichkeit hat, die heute Niemanden interessiert, so stauen unsere Enkel vielleicht, das wir noch einen Kugelschreiber hatten und selber bremsen mussten. Ich kann nur jedem raten, egal was das mal wird, mach es, tu es. Lernen wird man immer und erst einmal muss man nichts investieren, nicht einmal Word, das geht mit libre Office auch, Vorlage gibt es genug. Also Buchformate, wichtig, wann man aufhören muss, denn 400 Seiten sind genug, sonst wird das Buch zu teuer. Ich kaufe keinen Neuling, der 22 € kostet. Und es gibt eine Menge Dinge, die eigentlich Verlage machen müssten, die aber kein Risiko mehr eingehen, wie Buchsatz, Schriftart, Zeilenabstand, Blocksatz, Kapitel oder nicht, Absatz mit Einzug, Cover, Buchgröße. Ich habe mich da mühselig durchgewurschtelt.
    Dann also, flinke Finger, ich kenne eine Autorin, die schreibt auf dem Smartfon, sogar auf dem Klo, ich brauche eine Tastatur, haut in die Tasten, lasst euch auslaufen und dann sehen wir weiter.
    Frank Maranius

    1. Lieber Frank,
      das ist ja schon ein ganzer Artikel! Vielen Dank für deine differenzierten Überlegungen zu den einzelnen Vorurteilen. Ich finde, du pflegst einen sehr gesunden Umgang mit ihnen …
      Herzliche Grüße
      Andreas

  2. Haha, bei diesem Satz musste ich doch grinsen: „Die Geschichte sei eine Mischung aus Liebesroman und Dystopie mit ein paar Roadmovie-Elementen.“ Das trifft genau meine „Wolke sechs“ t1p.de/5yr5 – finden Leserinnen und Leser aber durchaus gut. Ohnehin ist es eigentlich sinnlos, die Komplexität eines Romans in einem Satz zu verdichten.

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