Guter Stil – was das ist und wie du ihn erreichst! (Podcast Episode 11)

Gibt es überhaupt einen allgemein anerkannten guten Stil? Ja und Nein! Das Bemühen um den richtigen Schreibstil kann deinen eigenen künstlerischen Ausdruck gefährden. Zugleich bringen einige Stilregeln dein Schreiben imens voran.

Doch wie gelingt es, diese beiden Gegensätze miteinander zu vereinen? In dieser Episode lernst du, wie es dir gelingt, beim Thema Stil deinen eigenen Weg zu gehen, ohne auf hilfreiche Tipps zu verzichten.

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Shownotes

Nur im Wegwerfen des Zufälligen und im reinen Ausdruck des Notwendigen liegt der große Stil. (Friedrich Schiller)

Was meint Schiller, wenn er vom Wegwerfen des Zufälligen spricht? Was soll das sein der reine Ausdruck des Notwendigen?

Ich komme am Ende also noch einmal auf Friedrich Schiller zurück und auf das, was du von ihm für deinen Stil lernen solltest!

Nun aber erst zu der Frage, ob die Rede vom guten Stil überhaupt Sinn ergibt…

Stilmoden als Ausdruck des Zeitgeistes

Ich habe vor kurzem ein tolles Interview mit Juli Zeh gehört, es ist auf dem Podcast Label Viertausendhertz erschienen.

  • Es geht darin um ihren Umgang mit Stilmoden während ihres Studiums im Kreativen Schreiben, darum, wie sie angeeckt ist und für ihre Texte kritisiert wurde… Und was ist heute aus ihr geworden?
  • Große Werke gehen häufig mit einem gewissen Stilbruch einher! Z.B. der stream of conciousness von James Joyce oder der Stil des „noveau roman“ oder der ganz spezifische Stil Franz Kafkas

Gefahren beim Streben nach gutem Stil

Wieso kann es so absurd und kontraproduktiv sein, beim literarischen Schreiben von „gutem Stil“ zu sprechen?

Jeder schreibt anders! Es geht beim Kreativen Schreiben eben nicht darum, korrekt zu schreiben sondern besonders!

Ein Roman ist kein Schulaufsatz, es gibt nicht im einfachen Sinn richtig und falsch

Erst einmal geht es darum in den Schreibfluss zu kommen. Stil und Ausdruck lassen sich immer noch später überarbeiten. Wenn überhaupt, dann erscheint also eine Korrektur des Stils in die Überarbeitungsphase zu gehören.

Sollen wir also die Frage nach dem guten Stil ad acta legen und grundsätzlich einfach sagen, jeder schreibt so wie er möchte?

Vorsicht – So einfach ist es nicht!

3 typische Stilregeln und was dahinter steckt

Ein paar Gedanken zum Thema Stil können sehr wohl sinnvoll sein!

– „Einfache“ Standardformulierungen vermeiden, auf gängige Redewendungen verzichten! Versuche eigene Worte für das zu finden, was du ausdrücken möchtest! Das macht deinen Text viel treffender.

– Wechsle längere Sätze mit kürzeren ab. So kannst du die Spannung erhöhen oder in ein gemächlicheres Erzähltempo wechseln. Du kannst damit also die Wirkung deines Textes steuern. Verzichte auf all zu komplizierte Schachtelsätze, außer ein solcher ist unbedingt nötig.

– Nutze viele unterschiedliche Verben und sei sparsam mit Adjektiven. Das treffende Verb erlaubt es dir genau auf den Punkt zu bringen, was gerade geschieht. Adjektive nehmen jedoch häufig die Interpretation des Geschehens vorweg. So bevormunden sie gewissermaßen den Leser. Manchmal versucht man beim Schreiben das Defizit des Textes durch ein Adjektiv auszugleichen. Wenn es ansonsten nicht gelingt zu verdeutlichen, dass eine Figur wütend ist oder freudig erregt, dann sagt man es halt. Natürlich ist dies kein Gesetz. Aber häufig ist das Verwenden von Adjektiven ein Zeichen von sprachlicher Ausdrucksschwäche.

Schärfe dein sprachliches Schwert

Und damit sind wir wieder bei dem Eingangszitat von Friedrich Schiller. Die drei genannten Ratschläge verdeutlichen, was das eigentliche Ziel dahinter ist, einen guten Stil zu entwickeln. Das ist kein Selbstzweck oder soll es zumindest nicht sein. Es geht vielmehr darum, deine Texte vom Sprachmüll zu befreien. Dein sprachliches Schwert zu schärfen. Genau das zu treffen, was du sagen möchtest, die inneren Bilder und Gefühle beim Leser hervorzurufen, um die es dir geht.

Wenn du noch mehr konkrete Ratschläge zu gutem Stil an die Hand willst hier ein Buchtipp: Wolf Schneider: Deutsch für Profis – Wege zu gutem Stil

Der Stilpapst zeigt dir hier in einem Rundumschlag an vielen Beispielen auf, was guten Stil üblicherweise ausmacht…

Die Frage nach dem Stil kann dir also schaden und ist nur beschränkt sinnvoll. Andererseits habe ich gerade die berechtigten Hintergründe von Stiltipps verdeutlich… Wie bekommt man nun diese beiden Perspektiven zusammen?

Guter Stil als Werkzeug

Du solltest guten Stil beherrschen wie ein Werkzeug, mit dem du spielerisch umgehen kannst. Nicht wie ein Gesetz, dem du dich beugen musst und das du immerzu beim Schreiben im Blick haben musst.

Siehst du Prinzipien guten Stils als Werkzeug an, kannst du dir immerzu klar machen, weshalb du gerade schreibst wie du schreibst. Und du kannst es beim Überarbeiten nutzen.

Der Stil deines Textes sollte vor allem zur Stimmung, zur Perspektive sowie zur Erzählstimme passen!

Zu der einen Figur passt ein umgangssprachlicher Stil, zu der anderen eine gehobene Sprache. Ein auktorialer Erzähler, also einer, der die Welt von oben sieht, nutzt sicherlich einen anderen Stil, als ein eingeschränkter, höchst subjektiver Erzähler, der aus der Froschperspektive eines Kindes die Geschichte erzählt.

Es ist also gut, sich einige grundlegende Stilregeln und vor allem das, was dahinter steckt, vor Augen zu führen. Doch noch wichtiger ist es, einen eigenen Stil zu entwickeln – und das gelingt dir vor allem durchs Schreiben selbst!

Zum Schluss noch eine Bitte: Bewerte diesen Podcast bitte bei itunes, damit auch andere darauf aufmerksam werden. Vielen herzlichen Dank!

Und nun schreib schön und stilvoll und bis zum nächsten Mal!

2 Kommentare, sei der nächste!

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