Dein Selbstwertgefühl als Autor erhöhen – 4 Wege

Du starrst auf den Bildschirm und liest die Email noch einmal. Schon wieder eine Absage.

Dann nimmst du das Blatt zur Hand, auf dem die Verlage stehen. Und streichst auch noch den letzten von deiner Liste.

Deine Texte sind immer auch ein Teil von dir. Werden sie abgelehnt, tut das weh. Und machst du diese Erfahrung nicht nur einmal, kann sich dies sogar auf dein allgemeines Wohlbefinden auswirken. Du warst doch so stolz, als du den Schlusspunkt unter dein Manuskript gesetzt hast. Doch auf einmal zweifelst du an dir und deinem Schreibtalent.

Dein Selbstbewusstsein ist auf einmal im Keller, es beginnen die Schreibblockaden und wenn es ganz hart kommt, schlägt sich die Lage sogar auf dein Selbstwertgefühl nieder. Woran liegt das? Und was lässt sich dagegen tun?

(Dies ist mein Beitrag für die Blogparade zum Thema Selbstwertgefühl von Tim Hamer auf dubistgenug.de)

Dein Selbstwert als Autor – was soll das sein?

Der Selbstwert als ein Konzept neben anderen

Bleiben beim Schreiben über einen längeren Zeitraum hinweg die externen Erfolge aus, kann dich das extrem verunsichern, vor allem wenn dir das Schreiben besonders wichtig ist. Eine ganze Reihe von psychologischen Konzepten helfen dabei zu beschreiben, worauf sich dies auswirkt: auf die Selbstsicherheit, auf das Selbstbewusstsein, auf die Selbstwirksamkeit.

Reden wir vom Selbstwertgefühl meinen wir einen besonders emotionalen Aspekt der eigenen Persönlichkeit. Ist es niedrig, bist du dir deines eigenen Wertes nicht mehr sicher, du zweifelst im grundsätzlichen Sinn an dir als Person. Somit bist du massiv in deinem Ich-Empfinden gestört.

Der Wert deines Schreibens und du

Du gehst mit deinen Texten raus, holst dir Feedback ein und stellst damit gewissermaßen ihren Wert zur Debatte. Fällt die Rückmeldung immer wieder nicht so aus, wie du es dir wünscht, beginnst du, an deinem Schreibtalent zu zweifeln.

Bei künstlerischen Tätigkeiten identifizieren wir uns häufig sehr stark mit unseren Werken. Was liegt da näher als eine Kritik an deinen Texten auch auf dich persönlich zu beziehen? Wenn du all deine Kraft und Zeit in deinen Roman gesteckt hast, wenn du eine Zeit lang vor allem dein Schreiben bist – was bleibt dann, wenn es damit anscheinend nicht weit her ist?

Dass sich das Ausbleiben von Schreiberfolgen auf dein Selbstwertgefühl auswirkt, ist also nicht verwunderlich. Schön ist es deshalb jedoch nicht. Im Gegenteil: Es hindert dich daran, frohgemut weiterzumachen und voranzukommen.

Was läuft da schief?

Potentielle Störfaktoren für deinen Selbstwert beim Romanschreiben

Das Scheitern an den eigenen Vorhaben

Es braucht nicht unbedingt andere Menschen, um dich an deinem Schreiben zweifeln zu lassen. Viele Autoren geraten bereits in Selbstzweifel, ohne dass sie auch nur eine Zeile von sich jemand anderem gezeigt haben.

Das liegt häufig an ihren übergroßen Träumen und Wünschen. In einem Akt der Selbstüberhöhung träumen sie von ihrem Mega-Bestseller und den Bücherstapeln in der Buchhandlung mit ihrem Namen darauf.

Dabei haben sie noch kein einziges Buch geschrieben.

Und wenn sie dann tatsächlich zu schreiben beginnen, sind da auf einmal Hürden und Hindernisse, die ihnen viel schwerer zu schaffen machen, als gedacht. Wenn der Traum vom Schriftstellerdasein besonders groß ist, kann diese Ernüchterung besonders schmerzen. Das Selbstwertgefühl leidet.

Negatives oder ausbleibendes Feedback

Die wohl schmerzhafteste Erfahrung für viele Autoren liegt darin, ein geliebtes Manuskript aus der Hand zu geben und keine positive Rückmeldung dazu zu bekommen. Unzählige Stunden Arbeit stecken in deinem Text. Du hast mit deinen Figuren gelitten und du hast an deinem Vorhaben gezweifelt. Und dennoch ist es dir gelungen es zu Ende zu führen. Du bist stolz und zufrieden. Und dann das.

Es gibt kaum einen Autor der nicht die Erfahrung gemacht hat, dass das eigene Manuskript von Verlagen oder Agenturen abgelehnt wird. Die Kritik ist meist unspezifisch, häufig bleibt sogar eine standardmäßige Absage-Email aus und deine Bewerbung verpufft im Nichts.

Nachdem du so viel Herzblut und Arbeit in dein Buch gesteckt hast, ist es zu einem Teil von dir geworden. Du zweifelst an deinem Wert als Autor, deine Angst vor Ablehnung wächst und du fragst dich, ob du jemals wieder etwas schreiben kannst.

Was lässt sich gegen die Störung des Selbstwertgefühls tun?

Tipp 1: Begib dich aus der Bewertungssituation heraus

Wenn du besonders geknickt bist, hilft manchmal nur eines: Vermeide die Quelle der negativen Gefühle. Nach der zehnten Absage ist es vielleicht an der Zeit, dein Manuskript nicht mehr anzubieten. Wenn sich deine Verunsicherung schon auf den Selbstwert auswirkt, solltest du einmal etwas ganz anderes zu tun.

Fahr in den Urlaub. Geh Eis essen. Oder mach zumindest einen Spaziergang. Leg deine Lieblingsmusik auf, koch dir dein Lieblingsessen und verbringe Zeit mit deinen Lieblingsmenschen.

Denn wenn sich das Ausbleiben von Schreiberfolgen auf dein Selbstwertgefühl auswirkt, hat dies immer auch mit einer Verengung zu tun. Du fokussierst den einen Aspekt deiner Persönlichkeit in übertriebenem Maße und blendest alles andere aus. Bist du dermaßen getroffen ist es also erst einmal wichtig, wieder einen klaren Kopf zu bekommen und handlungsfähig zu werden.

Tipp 2: Suche dir wertschätzende Kritiker

Unabhängig davon, was an deinem Manuskript noch zu tun ist, und unabhängig davon, ob dein Text markttauglich ist oder nicht: Du hast mit dem Fertigstellen deines Buches einen riesigen Erfolg zu verbuchen! Das muss gefeiert werden und du solltest das auf keinen Fall unter den Tisch kehren.

Such dir Kritiker aus, die deine Arbeit wertschätzen werden. Vielleicht einen guten Freund oder deinen Partner? Nicht alle Schreibtipps vom Profi bringen dich wirklich weiter. Bevor du daran gehst, dein Schreiben weiter verbessern zu wollen, solltest du vor dir selbst anerkennen, was du erreicht hast.

Tipp 3: Trenn die Kritik an deinen Texten von deiner Person

Selbstverständlich ist es wichtig für dein Vorankommen, dass du Kritik ernst nimmst. Nur so wirst du dich stetig verbessern.

Wenn sich das Ausbleiben von Erfolgen auf deinen Selbstwert auswirkt, identifizierst du dich jedoch so stark mit deinem Schreiben, dass du die Kritik an einer Sache mit der Kritik an deiner Person gleichsetzt.

Das bringt dich nicht weiter.

Im Gegenteil.

Bist du so verunsichert, wird es dir nicht gelingen, die vielleicht berechtigten kritischen Anmerkungen für dein Schreiben zu nutzen.

Nur weil ein Verlag deinen Roman nicht veröffentlichen will, heißt das nicht, dass er schlecht ist. Der Verlag sieht bloß nicht die Möglichkeit, damit ausreichend Geld zu verdienen.

Nur weil dein Text noch Schwachstellen aufweist, bedeutet das nicht, dass du als Autor eine Niete bist. Hier liegt vielmehr eine Chance zu wachsen.

Indem du die Baustellen deines Schreibens annimmst und sie nicht mit deiner Person gleichsetzt, gehst du als Autor professionell mit der Situation um. In der Kritik liegt dann die Möglichkeit zu wachsen und wirst immer besser.

Tipp 4: Definiere die Motivation deines Schreibens

Mach dir immer wieder bewusst, wozu du eigentlich schreibst.  So hast du ein mächtiges Mittel gegen Schreibkrisen in der Hand.

Weshalb hast du eigentlich damit begonnen?

Wozu tust du das?

Was möchtest du, abgesehen von äußeren Erfolgen, damit erreichen?

Es ist in Ordnung, wenn du mit deinen Büchern auf dem Markt erfolgreich sein willst. Das allein reicht aber nicht aus. Sonst könntest du ja genauso Musik produzieren, Schauspieler werden oder Würstchen verkaufen.

Wozu also schreiben?

Gib dich nicht mit einer einfachen Antwort zufrieden. Frag immer weiter, bis du am Kern bist.

Wenn dir das Wozu deines Schreibens klar ist und du es stark empfindest, so kannst du es dir immer wieder bewusst machen. Es trägt dich über Schreibhürden hinweg und hilft dir dabei, trotz Krisen dranzubleiben.

Dein Selbstwertgefühl auf lange Sicht

Selbstverständlich bleibt ein positives Selbstbild beim Schreiben für viele Autoren eine Herausforderung. Durch eine einmalige Gegenmaßnahme ist noch lange nicht garantiert, dass nicht irgendwann wieder Selbstzweifel aufkommen, die sich auf deinen Selbstwert auswirken.
Sei nicht allzu streng mit dir.

Es ist in Ordnung, wenn das mal passiert.

Wichtig ist, dass du Mittel und Wege kennst, wie du diesem Zustand wieder entkommst und dass du sie nutzt. Finde heraus, was zu dir passt. Willst du eine Geschichte schreiben, ohne dass sie gut werden muss? Ist autobiographisches Schreiben das Richtige für dich? Oder Freies Schreiben? Oder brauchst du einfach etwas Abstand und musst einmal etwas ganz anderes tun?

Was auch immer es ist – achte darauf, dass es dir gut geht mit deinem Schreiben. Das ist die Basis. Alle äußeren Erfolge kommen danach. So genießt du auf Dauer dein Schreiben und erkennst deinen wahren Wert.

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7 Kommentare, sei der nächste!

  1. Wow Andreas, das ist ein richtig toller Artikel geworden, der mich stark angesprochen hat. Einige Situationen kommen mir doch arg bekannt vor. 😉 Vielen Dank für die Tipps. Ich werde mir sie sicherlich noch ein paar mal ansehen. Vor allem dann, bevor ein Text mal wieder von einem Kritiker zurückkommt (oder auch wenn der innere Kritiker spricht) und man mit klopfenden Herz die Email oder die Seiten öffnet.

  2. Einen sehr interessanten Beitrag hast du da geschrieben, lieber Andreas!
    Tatsächlich finde ich mich in einigen Stellen wieder. Als Autor hat man es wirklich nicht leicht, da man ständig an sich und seinen Schreibfähigkeiten zweifelt.

    Das Problem ist, dass es immer so lange dauert, bis man die Bestätigung der Leser erhält. Aber letztendlich zahlt sich die harte Arbeit aus.

    Vielen Dank für diesen Artikel!

    Josie

  3. Hey Andreas!
    Ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Selbstliebe und ich will auch drüber schreiben!
    Dank deinem Artikel konnte ich mir einige Infos bekommen. Das mit der Motivation beim Schreiben muss ich noch verbessern, um besser aus Schreibkrisen raus zu kommen. Aber ich gebe mein BESTES 😀

    Gruß Michael

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