Die Reise zu dir: Themen- und Selbstfindung leicht gemacht

Stell dir vor, du bist bei dir selbst zu Besuch. Wie bitte? Ja genau, richtig verstanden, du wohnst hier überhaupt nicht, das ist nicht dein Zimmer, sondern das eines Fremden.

Wenn dir dies gelingt, verfügst du über ein mächtiges Werkzeug, um über das zu schreiben, was wirklich für dich zählt. Dann ist die Selbstfindung fast schon vorprogrammiert. Also los geht’s: Was siehst du?

Selbstfindung – der erste Schritt

Schau dich genau um. Wie wirkt der Raum: aufgeräumt oder durcheinander? Was hängt an den Wänden? Welche Bücher stehen im Bücherregal? Fallen irgendwelche Gegenstände auf? Vielleicht Sportgeräte? Oder Musikinstrumente? Oder DVD’s? Ganz egal, welcher Eindruck sich bietet, nimm ihn in dich auf. Lass den Raum auf dich wirken.

Geh ins Detail

Werde dir nun darüber bewusst, welche Dinge wohl eine besondere Rolle spielen. Was sieht aus, als werde es häufig benutzt? Liegt irgendwo ein aufgeschlagenes Buch? Türmen sich Computerspiele auf dem Tisch? Gibt es überhaupt einen Computer und einen Tisch? Oder fällt vor allem die gemütliche Kuschelecke auf mit ihren flauschigen Kissen und Decken?

Andersherum kannst du dich fragen, welche Dinge wohl schon lange nicht benutzt wurden. Sind bestimmte Bücher dabei zu verstauben? Lugt der Tennisschläger nur noch mit einer Spitze aus dem Berg alter Kartons auf dem Schrank hervor? Und was ist mit den ganzen CD’s? Hört die wohl noch jemand?

Von der Sache zum Menschen

Wenn du dir ein genaues Bild davon gemacht hast, was sich in dem Zimmer befindet und wie es auf dich wirkt, kommt der spannendste Teil der Übung. Bleib weiterhin im Besuchermodus und frage dich, was das für ein Mensch sein könnte, der in einem solchen Zimmer wohnt. Der Raum und die Gegenstände verraten viel mehr über ihn, als man im ersten Moment meint. Wohnt hier ein Sportler oder eine Leseratte? Ein Teamplayer oder ein Einzelkämpfer? Ein Sachbuchliebhaber oder ein Romanjunkie?

In welcher Mischung scheinen die unterschiedlichen Bereiche zu stehen? Welche Kombinationen ergeben sich daraus, die den Bewohner ausmachen? Ist er wohl auf eine Sache spezialisiert, da zum Beispiel hundert Bücher über Quantenphysik im Regal stehen? Oder liebt er ein Leben zwischen Sport-Treiben und Filme schauen, bei denen er sich aber vor allem für Bollywood interessiert?

Auch der Zustand des Zimmers kann Bände sprechen. Ist dessen Bewohner wohl gut organisiert oder geht er eher unter im Chaos? Wenn er sein Leben im Griff zu haben scheint, lässt sich sagen, wie ihm dies gelingt? Oder fallen vor allem Spuren des Genusses ins Auge? Keks-Krümel vielleicht, schmutzige Kaffeetassen oder gar ein voller Aschenbecher? Welche Rückschlüsse ziehst du aus ihnen auf den Bewohner?

Zurück zu dir

Je mehr deiner Eindrücke du auf den Bewohner des Zimmers beziehst, um so klarer sollte dein Bild von ihm werden. Wenn du es geschafft hast, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was den Menschen besonders ausmacht, der hier wohnt, bist du schon fast am Ziel deiner Reise. Nun kommt nur noch der letzte, entscheidende Schritt: Vergleiche deine Einschätzung mit dem bisherigen Bild, das du von dir hattest.

Du darfst dir nun wieder bewusst machen, dass es ja die ganze Zeit dein Zimmer war, das du betrachtet hast, als wäre es das eines Fremden.

  • Passt der Mensch, den du vor deinem inneren Auge skizziert hast, zu deiner Vorstellung von dir selbst?
  • Gibt es Einzelheiten, die dich überraschen?
  • Fühlst du dich bestätigt in dem, was du sowieso schon wusstest?
  • Was zählt wirklich in deinem Leben?
  • Welche Bereiche stehen im Zentrum deines Interesses?
  • Und was ist dir eigentlich wichtig, kommt aber leider meistens zu kurz?

Greif zum Stift – Selbstfindung erschreiben!

Wenn dir die Reise geglückt ist, hast du Erkenntnisse gewonnen, die dich ein Stück näher zu dir selbst bringen, ein wichtiger Teil der Selbstfindung.

Nutze nun das, was du gelernt hast, für dein Schreiben!

Du willst eine Geschichte schreiben? Mach den Bereich, der dich wirklich interessiert, zum Thema deines Schreibprojekts. Ein guter Text entsteht vor allem dann, wenn dessen Autor so viel Zeit, Energie und Herzblut in ihn gesteckt hat, dass er gut werden konnte. Und am allerbesten ist dies eben bei den Themen möglich, die uns wirklich bewegen.

Doch Vorsicht: dies kann sich aus den unterschiedlichsten Schritten deiner kleinen Reise ergeben.

Es muss also nicht dein offensichtliches Lieblingsthema sein, über das du zu schreiben beginnst. Manchmal ist es sogar etwas Unangenehmes, in dem die meiste Energie für unser Schreiben steckt. Und auch dies kann dir nun klar geworden sein. Vielleicht ist dir bewusst geworden, dass dich Musik ungemein interessiert, du deine Zeit jedoch ständig mit Computerspielen verplemperst? Vielleicht sehnst du dich auch nach Freiheit und Abenteuer, wie die Poster an der Wand deutlich verraten, doch führst ein bis ins kleinste Detail geregeltes Leben, an dem du langsam erstickst?

Was du auch mitnimmst von deinem kleinen Besuch bei dir selbst: Mach es zum Thema!

Setze hier an bei deinem nächsten Schreibprojekt und es wird das Richtige sein.

Kennst du schon mein gratis E-Book? Darin findest du noch mehr inspirierende Ideen, wie du zu den Themen gelangst, die dich wirklich weiterbringen!

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Andreas,

    hier hast Du wohl den schwierigsten Teil des Schreibens versteckt. Die Reflektion auf sich und das eigene Leben.

    Kreativ im Chaos oder Gefangener der Ordnungsliebe? Held der gesammelten Vergangenheit oder mutiger Minimalist mit klarem Blick für die Zukunft, welche gesucht werden muss, da sie sich irgendwo versteckt hält?

    Alle Wortmutigen müssen in ihrer Gedankenwelt Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart solange binden, bis sich Erfahrung, Phantasie und Wille in einem spannenden Satz oder kurzweiligen Text vereinen.

    Ich gebe zu, ich scheitere immer wieder daran.

    Da ich gerne die Golfschläger schwinge, erlaube ich mir den kürzesten Witz des Golfspiels auf die Schreibkunst zu übertragen: „Ich kann es.“

    Weil ich das Spiel mit den Worten liebe, ebenso wie Golf oder Fußball, versuche ich mich immer wieder daran.

    Danke für Deine ausgezeichneten Tipps und Aufmunterungen in Deinen Beiträgen. Sie helfen mir, mich langsam an die Kunst des Schreibens
    heran zu tasten.

    Als Bloggerneuling habe ich deshalb auch noch keine eigene WEB sondern teste mich erst einmal auf den Seiten von Google.

    Schreiben soll mir ebenso Freude bereiten, wie der Sport: darum möchte ich mich nicht verkrampfen. Es würde vermutlich die Freiheit der Kreativität verloren gehen.

    Das soll nicht heißen, ich wuerde ohne Ehrgeiz die Buchstaben quälen.

    Dein Blog ist dabei sehr hilfreich. Nochmals danke dafür.
    Vermutlich werde ich bald für ein Schreibtraining melden.

    Viele Grüße
    Oskar

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