Wie wäre es, wenn du diesen Sommer zum Schriftsteller mutierst? Geht nicht?
Nun ja, vielleicht nicht von allein und komplett. Doch mit ein wenig Mühe machst du einen riesigen Schritt in die richtige Richtung. Hier kommen drei wirkungsvolle Wege dafür.
Weg 1: Die Kellerloch-Strategie
Im Endeffekt ist der Sommer das reinste Gift für dein Schreiben. Es ist so heiß, dass zu Hause der Schweiß auf’s Manuskript deines Kriminalromans tropft und so die besten Ideen baden gehen.
Stress am See
Bringt dich diese unangenehme Situation auf die Idee, erst einmal Abkühlung im nächsten Badesee zu suchen, ist sowieso alles vorbei. Lärmende Kinder rauben dir jeglichen klaren Gedanken und wenn du versuchst, dich in deine kauzige Ermittlerfigur hineinzuversetzen, bekommst du Stress mit all den anderen Badegästen. Wieso verstehen die nicht, dass du nur für die Kunst hinter ihnen hinterherschnüffelst, um dich besser in sie einfühlen zu können?
Ein kluger Schachzug
Lass die Badehose also besser im Schrank und verzieh dich in den Keller. Und falls du keinen haben solltest, besorge dir einen Spaten, buddel ein Loch und verkriech dich darin. Es wird dich keiner vermissen, denn die sind alle auf Bali, Malle oder am See und nach deinem dortigen Auftritt glauben die ohnehin, du seist bekloppt. Das ist deine Chance!
Zieh dich also an deinen dunklen, kühlen Zufluchtsort zurück und schreib, so viel du kannst. Ende September kriechst du dann wieder aus deinem Loch, zwar bleich wieder Tod, dafür aber mit einem Roman in der Hand!
Weg 2: Der Erlebnisboost
Die auf den ersten Blick am wenigsten einleuchtende Strategie, um deinen Schreibsommer zum Erfolg werden zu lassen. Denn hier sollst du alles Mögliche tun außer eines: Schreiben.
Wieso denn bitte das?
Tauchen oder Safari
Im Sommer lässt sich einfach so viel mehr unternehmen als während des restlichen Jahres. Nutze die Gelegenheit! Tauch mit den Haien, geh auf Safari oder wandere meinetwegen im Harz. Mach einfach das, was dich interessiert, und pump dich dabei voll mit neuen Eindrücken. Erlebe nicht nur so viel wie möglich, sondern vor allem so intensiv es geht. Such die Gefahr! Hol dir denk Kick! Lass dein mobiles Endgerät zu Hause und schreibe überhaupt nicht. Nicht einmal per WhatsApp.
Ein glückliches Ende
Konzentriere dich allein auf die besonderen Momente und horte derer so viele, wie es nur geht.
Und wenn die Tage kürzer werden, kehrst du langsam zurück an den heimischen Schreitisch. Deine Erinnerungen setzen sich und formen sich zu einer kühnen Geschichte.
Dann nimmst du den Stift in die Hand, schöpfst aus dem Vollen und ziehst den fertigen Text, der dich reich und berühmt machen wird, aus dir heraus wie einen schillernden Faden aus einem Knäuel voll glitzernder Wonne.
Weg 3: Der Lesesommer
In keiner anderen Zeit des Jahres gibt es so viele Gelegenheiten zu lesen wie im Sommer. Während Freund oder Freundin sich beim Joggen, Tennisspielen oder Sonnenbaden vergnügen, kannst du ruhig im Schatten sitzen und Seite um Seite verschlingen. Alle paar Tage ein anderer Roman! Ganz egal, ob du eine Traumreise machst oder auf dem heimischen Balkon schmökerst – innerhalb weniger Wochen lernst du mit deiner Lektüre unzählige Orte kennen, triffst auf die verschiedensten Charaktere und reist zigmal durch die Zeit. Da kann keine Weltreise mithalten.
Aber Moment – geht es hier nicht um den perfekten Schreibsommer?
Vom Lesen zum Schreiben
Viel und aufmerksam lesen ist eine wichtige Voraussetzung, um sich als Autor weiterzuentwickeln. Und an langen Sommernächten, beim Strandurlaub in Portugal oder auf der Veranda deiner schwedischen Blockhütte kannst du deinen Schatz an Leseerfahrung endlich einmal wieder so richtig auffrischen.
Intensives Lesen befruchtet dein Schreiben auf vielerlei Weise: Du bekommst ein Gespür für fesselnde dramaturgische Strukturen und die Stile und Ausdrucksweisen großartiger Autoren fließen in dein Schreiben mit. So verfügst du über eine immerzu sprudelnde Quelle der Inspiration.
Ein wichtiger Grundstein
Es ist ein Trugschluss, wenn du meinst, alles allein aus dir heraus schöpfen zu müssen. Ungemein bedeutende Werke der Weltliteratur haben sich bestehender literarischer Traditionen bedient und diese auf ihre ganz eigene Weise aufgegriffen und weitergeführt. Leg mit deinem Lesesommer einen wichtigen Grundstein, um deine ganz eigene Stimme im Chor großer Literatur zu entwickeln.
Unsinn oder Masterplan?
Den perfekten Schreibsomer, der für jeden Autor funktioniert, gibt es selbstverständlich nicht. Für einen Blogartikel, der in dem heißesten Monat des Jahres erscheint, ist das aber eine ziemlich gute Überschrift. Doch das allein ist nicht der Grund des Artikels.
In den drei beschriebenen Wegen steckt eine wertvolle Wahrheit, auch wenn du mit ihnen sicherlich nicht von heute auf morgen zum erfolgreichen Schriftsteller mutierst. Doch diese besitzt weit über den Sommer hinaus Gültigkeit: Du brauchst Ruhe für dein Schreiben (das Kellerloch), äußeres und inneres Erleben, das Erfahrungen und Erinnerungen generiert (der Erlebnisboost), sowie ein Gespür für’s Erzählen und literarische Sprachen (der Lesesommer).
Und irgendwie gibt es dann doch keine bessere Zeit als den Sommer, um in einem der drei Bereiche so richtig in die Vollen zu gehen. Oder sogar abwechselnd in allen dreien.
Und wie sieht dein Schreibsommer aus?
Danke für diesen hilfreichen Artikel.
Bitteschön und danke für’s Lob 🙂