Warum du als Autor Tagebuch schreiben solltest (Podcast Episode 23)

Ich blättere in meinem Indientagebuch. Es steckt voller pathetischer Zeilen, die von einem jungen Mann zeugen, der sich viel zu wenig mit Indien beschäftigt und viel zu sehr mit der unglücklichen Liebe zu seiner Reisebegleitung. Zugleich gibt es Aufschluss darüber, auf welch vielfältige Weise du als Autor Tagebücher nutzen kannst. Lerne jetzt die Möglichkeiten kennen und finde deinen persönlichen Weg!

Episode jetzt hören!

Podcast kostenlos abonnieren!

Podcast abonnieren auf iTunes

Podcast abonnieren mit dem RSS-Feed

Shownotes

Diese Reise ist das lebendigste, was ich seit langem erlebt habe, voll unglaublicher Eindrücke und zauberhafter Momente und zugleich mein persönlicher Albtraum.

Auszug aus meinem Indientagebuch

Was mit „Tagebuch“ alles gemeint sein kann

  • Logbuch, in dem Tag für Tag notiert wird, was du so getan hast, z.T. auch unwichtig anmutende Details
  • Reflektionen zu allen möglichen Themen des eigenen Gefühlslebens und der Weltgeschichte

Vergleiche auch Paul Henkels Überlegungen zum Unterschied zwischen Tagebuch und Journaling!

Hier: ein weites Verständnis des Konzepts Tagebuch

Wie du Tagebücher als Autor nutzen kannst

  • Reisetagebücher: Besonders intensives Erleben, Festhalten der Erfahrungen, Basis für spätere Bearbeitung, zum äußeren Reisen gesellen sich innere Prozesse hinzu. Manchmal auch mit Gefahren verbunden.
  • Schärfung der Wahrnehmung: Das Leben fließt nicht nur ins Schreiben ein, sondern auch das Schreiben ins Leben. Vergleich mit Fotografieren.
  • Übung im Ausdruck: Spielwiese für Experimente, Privatheit, auf den Punkt bringen herausfordernder Situationen.

Ich habe noch ein wenig in alten Tage- und Notizbüchern geblättert. Hier ein wundervoll selbstreflexives Zitat von 2007:

Der, der in der Zukunft lebt, stirbt, da seine Träume mit ihm sterben. Der, der nicht träumt, der nicht mehr will als das, was er meint zu sein, ohne darüber zu reflektieren, wird unendlich leben!

Es geht also manchmal auch ganz philosophisch zu in Tagebüchern. Jedoch immerzu ohne den Anspruch all zu systematisch zu werden. Das Leichte, der Versuch, die Unbefangenheit sind wohl absolut wesentliche Eigenschaften dieses Mediums und machen seinen Reiz zum großen Teil aus.

Es kann aber auch um ganz gewöhnliche, lebensnahe Probleme gehen. Es müssen nicht immer die großen existentiellen Fragen, die sich darin wiederfinden. Warum nicht mal über tatsächliche oder vermutete Gewichtsprobleme schreiben? In einem meiner alten Tagebücher finde ich diesen ulkigen Versuch, meine eigene Ernährung auf die Schippe zu nehmen.

Ein Schokoladencroissant bitte! Dankesehr! Und als Nachtisch nehme ich dann zwei Kugeln Eis mit Schlagsahne in der der Extra-Mega-Turbo-Waffel, sprich: mit Karamelsoße oben drauf, wenn das mal nicht lecker ist, dann weiß ich auch nicht, was gut ist im Leben!

Bis du es dann irgendwann nicht mehr bis zum Kühlschrank schaffst. Einen Tod muss jeder sterben, ich verhungere an Überfettung.

  • Begleitbüchlein für literarische Projekte: Kladde schreiben als Gewinn an Lockerheit, Diskutieren unterschiedlicher Optionen mit sich selbst, Fortschritt von Projekten wird deutlich, Überblick über den Prozess behalten
  • Persönlichkeitsentwicklung: Techniken und Übungen aus den verschiedensten Coaching-Richtungen. Häufig wird dies dann neudeutsch Journaling genannt.

Berühmte literarische Beispiele zur Inspiration

  • Thomas Mann: Paradebeispiel, wie literarischer Anspruch und Tagebuchschreiben auseinander gehen können. Enttäuschung, als die Tagebücher 20 Jahre nach seinem Tod veröffentlich wurden. Tolles Beispiel dafür, wie banal manchmal auch der Alltag der berühmtesten und verklärtesten Autoren ist.
  • Max Frisch: Einblick in die Genese seines Werks, Reflektionen zum eigenen Schaffen, Paradebeispiel, wie durch begleitendes Schreiben das Schreiben literarischer Werke vorangetrieben wird.
  • Martin Walser: Erst Leben und Schreiben, dann Schreiben und Leben – Dichter-Sein als Grundprinzip menschlichen Daseins, Schreiben als Kern des Lebens

Tagebuch schreiben als Autor – los geht’s!

Schreiben und Leben als Einheit – Tagebücher als passendes Instrument! Du lebst intensiver, das Leben fließt kontinuierlicher in dein Schreiben ein und du hast eine vorzügliche Möglichkeit, deine Projekte zu reflektieren. Zudem verfügst du so über eine sprachliche Spielwiese, über die du vollkommen frei verfügst!

Wenn dir dieser Podcast gefällt, dann geh‘ bitte auf itunes und hinterlasse einen Kommentar und ein paar Sternchen. Damit hilfst du diesem Podcast dabei, Hörer zu finden. Ich würde mich riesig freuen!

Nun aber viel Freude beim Tagebuchschreiben und bis zum nächsten Mal!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert