So schreibst du dich reich – 4 Punkte!

Ich konnte den reißerischen Titel einfach nicht lassen. Er bot sich so sehr an 🙂

Die letzten Tage habe ich nämlich mein nächstes Schreibseminar inhaltlich vorbereitet. Und dabei ist mir noch einmal richtig bewusst geworden, wie sehr uns das Schreiben für unser eigenes Leben bereichern kann.

Allerdings geht es hier nicht um Geld.

Es geht um einen viel wertvolleren Reichtum. Wenn du es richtig anpackst, macht dich das Schreiben reich an Glücksmomenten, an Ausdrucksformen und an tiefen Einsichten über dich und dein Leben.

Beachte die folgenden 4 Punkte und nutze so die volle Kraft des Schreibens für deine Entwicklung!

Sei ehrlich zu dir selbst!

Beim autobiographisch geprägten Schreiben solltest du für dich entscheiden, ob du dein Leben beschreiben möchtest oder ob du einen fiktionalen Text verfasst. Auch dieser kann durch dein Leben beeinflusst sein. Letztlich ist dies jeder Text, nur das Ausmaß ist unterschiedlich.

Fiktionales Schreiben

Wenn du dich im fiktionalen Bereich bewegst, bist du bedeutend freier darin, wie genau du mit deinen Erfahrungen umgehst. Du kannst sie als Material für deine Geschichten verwenden und variieren. Dir sollte jedoch immerzu klar sein, dass es sich bei deinem Text dann nicht mehr um deine Lebensgeschichte handelt.

Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn reale Personen deinen literarischen Figuren als Vorbilder dienen. Denk an den Spruch, der zu Beginn eines Romans häufig abgedruckt wird: Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Wenn du einen fiktionalen Text schreibst, ist er auch tatsächlich fiktional. Schaffe also etwas Neues, Eigenes, selbst wenn sich einzelne Elemente auf autobiographisches Erleben zurückführen lassen.

Ehrlich zu dir selbst sein bedeutet hier also, dass du dich fragst, ob du deinem eigenen künstlerischen Anspruch genügst. Ob dir der Text so gefällt wie er ist. Ob er stimmig ist.

Autobiographie schreiben

Anders sieht es mit dezidiert autobiographischen Texten aus. Auch hier ist es wichtig, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Doch diese Ehrlichkeit ist ganz anderer Natur!

Du hast dich dazu entschlossen, über dein Leben zu schreiben? Dann bleib bei der Wahrheit! Rede Erlebnisse nicht schön und versuche nicht, dich in einem besseren Licht darzustellen!

Selbstverständlich ist deine Perspektive immer subjkektiv, kein Mensch kann von dir erwarten, dass du dich an alles „richtig“ erinnerst. Was sollte das auch bedeuten?

Sehr wohl kann man jedoch von dir erwarten, dass du versuchst, deine Erfahrungen wahrheitsgetreu wiederzugeben. Und wenn du dir einmal unsicher bist, wie genau etwas war, solltest du dies im Text auch verdeutlichen.

Nur indem du ehrlich zu dir selbst bist, wird dich das autobiographische Schreiben langfristig dabei unterstützen, deine Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

2. Befrei dich vom Zwang der Perfektion!

Schreiben ist etwas ungemein persönliches. Wenn wir schreiben, geben wir immer auch ein Stück von uns selbst preis. Da ist es kein Wunder, dass viele Hemmungen haben, einfach drauflos zu schreiben. Sie wünschen sich, dass ihre Texte am Ende gut sind und wollen sich vor anderen nicht blamieren.

Der Schreibflow

Wenn wir beim Schreiben bereits am Anfang an ein gelungenes Ende denken, tun wir uns keinen Gefallen. Anstatt den Zugang zu deinen Erinnerungen zu öffnen, blockierst du, wenn du zu Beginn zu sehr auf das Ergebnis schielst.

Stattdessen solltest du lernen, dich in einen Schreibflow zu versetzen. Denn die wirklich spannenden Fragen und Bereiche deines Lebens wirst du nur bearbeiten können, indem du deine Assoziationsfähigkeit nutzt. Und dies gelingt eben weder durch akribische Vorausplanung noch durch permanente Selbst- oder Erfolgskontrolle beim Schreiben, sondern vielmehr indem du loslässt.

Übung macht den Meister

Auf allen Ebenen des Schreibprozesses gibt es Übungen und Hilfsmittel, die dich darin unterstützen, einen kreativen Zugang zu deinem Leben zu eröffnen. Techniken zur Ideenfindung wie Clustern oder Mindmapping, inspirierende Schreibanlässe oder bildhafte Erinnerungsverfahren sind nur ein paar Möglichkeiten von so vielen.

In einem zweiten oder dritten Schritt kannst und solltest du dich mit deinen Texten durchaus auch selbstkritisch auseinandersetzen. Doch zuerst brauchst du dafür eine kreative Basis. Zu der gelangst du am besten durch inspirierende Methoden und ohne den ständigen Anspruch auf Perfektion.

3. Sei regelmäßig dabei!

In manchen Momenten erhellt eine Erkenntnis unseren Geist wie ein Blitz. So ist es häufig auch mit dem Vorhaben, über unser eigenes Leben zu schreiben. Auf einmal ist dir vollkommen klar, dass du das unbedingt willst.

Das Gewicht des Alltags

Selbst wenn du zu Beginn fleißig am Schreibtisch sitzt und versuchst dein Vorhaben in die Tat umzusetzen, wirst du irgendwann auf Schwierigkeiten stoßen. Vielleicht weißt du nicht mehr weiter oder die Formulierungen gehen dir auf einmal nicht mehr so leicht von der Hand. Vielleicht kommt dir aber auch dein gegenwärtiges Leben mit seinen Herausforderungen dazwischen. Oder es ist schlichtweg der Alltag, der dir die Zeit raubt.

Was es auch ist, irgendetwas schiebt sich früher oder später garantiert in den Vordergrund und hält dich vom Schreiben ab. Dann vernachlässigst du dein Vorhaben für eine Weile. Und schon fällt es dir schwer weiterzumachen oder wieder anzufangen…

Dauerhafter Reichtum

Es ist nicht immer einfach, regelmäßig zu schreiben. Doch nur wenn du eine entsprechende Schreibroutine in deinem Leben etablierst, wird es dir auch über einen längeren Zeitraum hinweg leicht von der Hand gehen. Nur, wenn du ein festes und konkretes Schreibvorhaben hast und möglichst tägliche Schreibzeiten definierst, wird die Integration des Schreibens in deinen Alltag gelingen.

Stürzt du dich ohne nachzudenken ins Schreiben, leuchtet deine Schaffenskraft wie ein Strohfeuer auf, das nach kurzer Zeit wieder erlischt. Mit einer Schreibroutine hingegen, die zu dir und deinem Leben passt, wird dich das Schreiben dauerhaft bereichern.

4. Lass dich auf das Abenteuer ein!

Wirklich spannend wird es, wenn du dich mit Bereichen deines Lebens beschäftigst, in denen es auch mal weh tut. Gerade an unseren Niederlagen, Verluste und Verirrungen können wir wachsen und reifen. Doch die Konfrontation mit ihnen wird auch für dich eine Herausforderung sein.

Die Gefahr

Es ist ein wenig wie mit der Büchse der Pandora: Ist diese erst einmal geöffnet, entschlüpft all das Unheimliche, Gefährliche, was zuvor fest verschlossen war. Haben wir beim autobiographischen Schreiben erst einmal unseren schlimmsten Erinnerungen die Tore geöffnet, bekommen wir diese nicht so einfach wieder eingefangen.

Vor allem weißt du nicht so genau, wann du auf unangenehme oder bewegende Erinnerungen triffst. Denn wenn du bereits genau wüsstest, worauf du beim Schreiben stößt, müsstest du ja nicht mehr schreiben. Es besteht also immerzu die Gefahr, dass es herausfordernd werden kann.

Die Bereitschaft

Du musst bereit sein, die Abenteuer zu erleben, die dich beim autobiographischen Schreiben erwarten. Nur so kannst du deren Potential für dich nutzen. Du wirst auf traurige, deprimierende oder ärgerliche Erfahrungen stoßen oder inneren Dämonen begegnen. Beim autobiographischen Schreiben nimmst du dies als Chance an, dein Leben klarer und reicher zu führen.

Über das eigene Leben schreiben

Über das eigene Leben schreiben, um zu innerem Reichtum zu gelangen – klingt das nicht irgendwie esoterisch?

Ist das bloß etwas für Menschen, die sich gerne andauernd um sich selbst drehen?

Oder ist das auch etwas für dich?

Die vier Punkte zeigen, auf welche Weise dich das Schreiben persönlich bereichern kann. So verstehst du dich selbst und dein Handeln besser und machst deine Erfahrungen für dich fruchtbar.

Damit ist das autobiographische Schreiben keine abgehobene Selbstbetrachtung mehr, sondern aufs engste mit deinem aktuellen Leben verknüpft. Mach das Schreiben also zu einem Teil deines Alltags und beschenke dich damit selbst.

Schreibst du über dein Leben?

Auf welche Weise?

Ein Kommentar, sei der nächste!

  1. Hallo Andreas,
    ein motivierender Artikel für jeden Schreibenden! 🙂
    „Das Gewicht des Alltags“ – ja, das kennt wohl jeder, zumindest jeder Texter und Schreiber, der im Home Office arbeitet. Ich glaube, wichtig ist, seine Ideen nicht aus dem Auge zu verlieren, sprich, sie ständig zu notieren. Auch wenn man abends totmüde bereits im Bett liegt und plötzlich beim entspannten Abschalten eine Idee aufblitzt – aufstehen! Stift und Papier holen, denn eins ist sicher: am nächsten Morgen ist die Idee hundertprozentig weg. Ein Erfahrungswert, leider 😉
    Viele Grüße
    Gabriele

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