Keine Ablenkung mehr – Fokussiert Schreiben!

Wer kann sich schon allein aufs Schreiben konzentrieren? Ich jedenfalls nicht. Mein bester Freund heißt Ablenkung. Und mein schlimmster Feind heißt genauso.

Auch dein Brotjob fordert Aufmerksamkeit, auch deine Familie und deine Freunde sind dir hoffentlich wichtig. Und Sport, Kino und Computerspielen. Und dann ist da noch diese eine Idee für ein ganz anderes, neues Projekt.

Und schon ist es passiert: Du hast dich verzettelt.

Du willst Bücher schreiben? So wird das nie was! Ab jetzt keine Ablenkung mehr! Was du brauchst ist ein klarer Fokus aufs Schreiben!

Mit diesen vier machtvollen Techniken holst du ihn dir.

Schreib dich klar gegen die Ablenkung!

Hast du dich erst einmal verzettelt, musst du wieder klar werden im Kopf. So viele Ideen und so viele Lebensbereiche beanspruchen deine Aufmerksamkeit. Da ist es nicht einfach damit getan, sie wegzudrücken. Du musst dir dessen bewusst werden, wo du stehst. Was dich beschäftigt. Wieso es dir gerade so schwer fällt, bei der Sache zu bleiben.

Tritt innerlich einen Schritt zurück. Begib dich aus dem konstanten Handlungsdruck heraus. Beobachte einmal nur, was alles durch deinen Kopf spukt.

So kommst du zur Ruhe, ohne etwas verdrängen zu müssen. Du erlangst Abstand zu dem, was dich belastet. Du erblickst die Konturen deiner Verzettelung.

Übungen gegen die Ablenkung

Hervorragend geeignet für diesen wichtigen ersten Schritt sind Meditations- und Achtsamkeitsübungen. Leg am besten gleich mit dem Stift in der Hand damit los. Dafür orientierst du dich an der Klassikerübung, dem Freischreiben.

Wahrscheinlich wird es nicht mit einmal getan sein. Vermutlich musst du regelmäßig auf Abstand zu dir gehen, um das Ausmaß und die Bestandteile deiner Verzettelung und Ablenkung möglichst vollständig zu erfassen.

Diese erste Übung bereitet dich darauf vor, deinen Fokus aufs Schreiben zu stärken. All die Ideen und Verpflichtungen, die dich ablenken, verlieren an Macht und Präsenz. Geh nun den nächsten Schritt.

Stell dir eine mächtige Frage!

Es gibt mächtige Fragen. Die Frage „Wozu?“ ist eine von ihnen. Mit nur einem Wort bringst du dich immer weiter zum Nachdenken und erreichst so immer tiefere Ebenen deiner Persönlichkeit. Das Ziel dabei ist es herauszubekommen, woraus deine Schreibmotivation wirklich besteht und welche Werte hinter ihr stecken.

 

„Wozu schreibst du?“, frage ich mich.

„Um einen Blog-Artikel für nächste Woche fertig zu bekommen.“, antworte ich mir.

„Wozu möchtest du denn einen Artikel fertig bekommen?“

„Ich habe mir eben vorgenommen, jede Woche einen zu veröffentlichen.“

„Wozu das denn?“

„Naja, ich möchte regelmäßig etwas über das Schreiben vermitteln.“

„Wozu?“

„Ich will meine Leser in ihrer Entwicklung begleiten.“

„Wozu das?“

(…)

 

Von der Oberfläche hin zur Tiefe

Wie du siehst, bin ich von der ersten oberflächlichen Antwort bereits zu einer viel grundlegenderen Motivation gelangt. Ich möchte meinen Lesern eine hilfreiche Begleitung sein. Doch es lässt sich noch weiter fragen: Wozu möchte ich wiederum das?

Befragst du dich auf diese Weise, wirst du am Ende auf die Werte stoßen, die hinter deinem Handeln stecken. Wenn wir sie kennen und unser Handeln mit ihnen in Einklang bringen, gelingt es uns besser, uns darauf zu fokusieren. Dann wissen wir, aus welcher Kraft heraus wir tun, was wir tun.

Ich schreibe, um Einsichten zu erlangen über mich und die Welt und um andere daran teilhaben zu lassen. Selbstverwirklichung und Horizonterweiterung sind dabei wichtige Werte für mich.

Wozu schreibst du?

Schreib deine eigene Beerdigungsrede!

Stell dir vor, die nächsten 20, 40 oder 60 Jahre sind vergangen. Du bist tot und heute wirst du beerdigt.

Durch wundersame Kräfte bist du dazu in der Lage der Feierlichkeit beizuwohnen. Keiner sieht oder hört dich. Doch du kannst wahrnehmen, wer gekommen ist, wie die Stimmung ist und was die Leute so über dich sagen.

Ein Trauerredner tritt nach vorn und setzt zu seiner Rede an. Du hörst zu, wie er über dich spricht. Er fasst die wichtigsten Stationen deines Lebens zusammen. Dabei erwähnt  er deine großen Erfolge und schildert, wie du Herausfordeurngen gemeistert hast. Er hebt deine Werte und Visionen hervor und das, was du im Leben erreicht hast.

Dein gelungenes Leben

Es ist eine positive Rede über ein gelungenes Leben. Du hörst zu und bist mit dir im Reinen. Es ist okay für dich, dass du nun gehst, denn du hast dein Leben in vollen Zügen gelebt, hast etwas aus dir und deinen Talenten gemacht und das umgesetzt, was dir wirklich wichtig war.

Schreib jetzt diese Rede! Geh dafür in Gedanken so viele Jahre nach vorn, wie es dir sinnvoll erscheint. Verfasse einen Rückblikck auf ein Leben, auf das du stolz und zufrieden zurückblicken kannst.

Nim dir Zeit für diese Übung. Ziehe dich zurück und lass dich auf sie ein. Trau dich ruhig bei der Ausgestaltung deines Traumlebens aus dem Vollen zu schöpfen. Es geht nicht darum, was jetzt ist. Es geht darum, was gewesen sein wird, wenn ab jetzt alles so läuft, wie du es dir erträumst.

Nachdem du die Rede verfasst hast, lass sie ein paar Tage liegen.

Das, was wirklich zählt

Bestimmt ist dir bereits beim Schreiben klarer geworden, was wirklich für dich zählt. Was dir am wichtigsten ist. Worauf im Leben dein Fokus liegt. Kommt dem Schreiben darin ein zentraler Stellenwert zu? Ab jetzt kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren, statt auf die Ablenkung.

Nimm die Rede dann nochmals zur Hand und unterstreiche die wichtigsten Punkte. Sie ist dein Kompass, der dir hilft, nicht vom Weg abzukommen. Bewahre sie gut auf und hole sie hervor, wenn mal wieder die Verzettelung droht.

Deine Rede ist nicht in Stein gemeiselt. Mit der Zeit können sich Prioritäten verschieben und Lebensvorsellungen ändern. Mach dann die Übung erneut.

Erstelle eine Ablenkungsliste!

Auch wenn du deine aktuelle Verzettelung verstanden hast, deine Werte kennst und weißt, wo du hin willst im Leben, ist es nicht immer einfach. Der Fokus ist klar. Dennoch werden sich im Schreiballtag immer viele neue Gedanken und Ideen dazwischen schieben.

Du könntest dir ja auch einen Tee machen. Oder deine Freundin anrufen. Außerdem muss die Steuererklärung endlich erledigt werden. Und was machst du? Du sitzt da und schreibst?

Für solch ein hinterhältiges Gedankenstörfeuer gibt es eine technische Lösung, die so einfach ist wie effektiv: Die Ablenkungsliste.

Eine Liste, die Wunder gegen die Ablenkung wirkt

Sollten dich Ideen heimsuchen, die mit deinem aktuellen Projekt nichts zu tun haben, leg ein leeres Blatt Papier auf den Schreibtisch und notiere die Überschrift “Ablenkungsliste”. Wenn sich nun wieder eine ungewollte Idee in den Vordergrund schiebt, bist du ihr nicht länger ausgeliefert. Vielmehr hast du eine probate Methode an der Hand.

Du brauchst einem Einfall weder nachzugehen, noch kommst du auf Abwege. Du musst ihn aber auch nicht auf die Gefahr hin verdrängen, die zündende Idee für deine nächste große Story zu verpassen. Notiere deinen Gedanken einfach aus dem Zettel. So kannst du dich ganz befreit wieder dem aktuellen Vorhaben widmen. Zugleich ist der Gedanke nicht verloren.

Ablenkung hört niemals auf…

Es ist eine Daueraufgabe fokusiert zu bleiben. Es macht nicht auf einmal Klick und alle ist gut. Im schnöden Schreiballtag braucht es auch ab und an beinharte Methoden wie die Ablenkungsliste, um bei der Sache zu bleiben.

Dennoch: Die Klarhei darüber, woraus deine Verzettelung besteht und worum es dir geht, ist ein unversichtbares Fundmanet für deinen Fokus. Wenn du weißt, wozu du schreibst, und was dir wichtig ist im Leben, kommst du nicht so leicht vom Weg ab. Selbst Schreibblockaden können dir dann nichts mehr anhaben. Und indem du regelmäßig übst bei der Sache zu bleiben, wird dein Fokus immer mehr an Kraft gewinnen. So steht deinem Scheiben nichts mehr im Weg!

Was hilft dir dabei, den Fokus aufs Schreiben zu legen?

13 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Andreas,

    das Verzetteln ist wirklich ein Problem. Ich bleibe öfters mal in den sozialen Netzwerken hängen und dann ist keine Zeit mehr zum Schreiben. Auf der anderen Seite ist Ablenkung eine gute Inspirationsquelle. Wenn ich irgendwie hänge beim Artikel, hilft mir Sport oft, dann bin ich wieder im Schreibfluss und lasse mich nicht ablenken.

    Viele Grüße
    Claudia

    1. Liebe Claudia,
      wegen den von dir beschriebenen Fällen schreibe ich Literarisches mit der Hand und übertrage es erst im zweiten Durchgang in den Computer. An diesem ziehe ich auch gerne das Internetkabel. Eine technische und altmodische Lösung. Aber sie funktioniert.
      Liebe Schreibgrüße
      Andreas

  2. Im Moment brauche ich keine Hilfe für den Focus, mir reicht im Moment ein Arztbesuch, eine Nacht die ich nicht schlafen kann oder warten auf das Boarding in. Der Fahrradmörder ist beim Verlag, Annis Geheimnis fast fertig, mit dem habe ich bestimmt noch Zeit bis März 17. Die Omas schreibe ich im Urlaub weiter, oder wenn Zeit ist. Ideen halte ich fest, als Stichpunkte. Also keinen Druck fertig zu werden, die Ideen fallen mir nicht weg. Es ist richtig stimmt aber, es gibt viel zu tun, packen wir es an. Genau wie du oben beschrieben hast und wenn ich mal Druck bekomme, kann ja sein, dann brauche ich den Wald, Urlaub, wegfahren, mit dem Hund wandern.
    Das mit dem Nachruf, der Trauerrede ist eine Übung für Depressive, für Ausgebrannte, als Therapie und da ja jeder Künstler irgendwie die Kunst braucht um eben nicht wahnsinnig zu werden (ich), war das eine gute Übung. Ich schrieb sie minem Sohn in den Mund, denn ich werde die ja wohl nicht halten können.
    Dann habe ich die vorgelesen, meiner Familie, Mann, war das schön, weil ich bin ja doch kein Arschloch, Fehler, ja, Macken, ja, aber ich werde geliebt, ja auch von mir. Das schreibst du selber von Dir, das ist das Wunder. Ganz komische Geschichte, man sieht sich auf einmal ganz anders.
    Warum ich schreibe, klar frage dich das, ich muss, jetzt, endlich, nach 45 Jahren Pause, jetzt muss es raus und es tut gar nicht mehr weh, wenn einer über die Rechtschreibung meckert. Na und, soll er besser machen, ich mache das so gut, wie es irgend geht, Dudenkorrektor und so, der Rest ist Glück ohne Lektor, denn das kostet, klar. Letztens habe ich meine Frau gefragt, wenn die Omas fertig sind, was dann?
    Ach ja, da war ja noch die Geschichte, die ein Buch wert wäre und mein Leben als Roman, keine Autobiografie und dann…?
    Mal sehen, kommt Zeit kommt Rat und den brauche ich erst Ende 17, also keinen Kopp machen, vielleicht über Planung und Struktur nachdenken, lesen, leben und den Rest machen, die Ablenkung, ist auch mal schön, Rasen mähen, Bäume beschneiden. Ich muss ja nicht mehr Job, Gott sei Dank, dann wäre das viel schwieriger, gebe ich zu.
    Wenn sich jemand austauschen will, gerne,
    liebe Grüße und immer Strom zum Schreiben, oder Tinte, wie auch immer,
    Frank

    1. Lieber Frank,

      wie schön von deiner Erfahrung mit der Trauerrede zu lesen. Ja, das ist eine machtvolle Übung! Klar, der Fokus ist vor allem eine Herausforderung, wenn unterschiedliche Jobs miteinander vereinbart werden müssen.
      Die Dinge brauchen immer ihre Zeit, um sich zu entwickeln. Halte uns über deine Projekte auf dem Laufenden 🙂

      Schöne Schreibgrüße

      Andreas

  3. Lieber Andreas,

    ja, das mit dem Verzetteln ist wirklich ein großes Problem. Es gibt eigentlich immer irgendwas, was scheinbar noch ganz dringend gemacht werden muss und es ist nicht immer einfach, das Schreiben an erste Stelle zu stellen.
    Ich habe mich in der Vergangenheit bestimmt zehn Jahre lang an der Nase herumgeführt, indem ich mir eingeredet habe, dass ich jetzt erstmal alles erledige und dann irgendwann danach Zeit zum Schreiben habe. Hat definitiv nicht funktioniert 😉
    Ich verwende alle oben angegebenen Tipps, um mich zu fokussieren, wobei mein absoluter Favorit das ‚warum‘ ist. Gerade diese Woche habe ich auch genau dazu einen Beitrag geschrieben, ist hoffe es ist okay, wenn ich hier den Link mit reinstelle:
    http://schwellentroll.de/ende-gut-alles-gut-oder-wie-du-dein-buch-wirklich-fertigschreibst/

    Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Fokus! 😉
    Liebe Grüße,
    Marie

    1. Liebe Marie,

      vielen Dank für die Einblicke in deine Verzettelungen und für den Link! Na klar kannst du passende Links posten, ich freue mich.
      Die Idee vom heiligen Grund ist ein schöner Gedanke und eine super Formulierung. Also ein guter Tipp der Artikel von dir!

      Schöne unverzettelte Grüße
      Andreas

  4. Hallo Andreas,

    vielen Dank für den hilfreichen Artikel. Ich denke die Sache mit der Ablenkung kennt jeder, genau so, wie die Sache mit dem Verzetteln.

    Besonders hilfreich finde ich auch den Hinweis, dass man nicht darauf warten sollte, bis es Klick macht. Das tut es nämlich nicht. Zumindest nicht von alleine und immer wieder. Dein Artikel verdeutlicht nochmal, dass die Sache mit dem „Am-Ball-Bleiben“ für viele, wenn nicht sogar für jeden, ein dauerhaftes und ganz normales Thema ist.

    Ich möchte aber noch was zum Kommentar von Frank Meranius anmerken:

    Er schreibt, die Übung mit der Trauerrede sei eher eine Übung für Depressive. An dem Punkt musste ich schon sehr schmunzeln. Ich glaube nämlich jemand, der so depressiv ist, würde die Übung gar nicht durchhalten. Und falls doch würde sie eher das Gegenteil bewirken.
    Da würden vielleicht Gedanken aufkommen, wie: „Oh mein Gott, das Leben endet irgendwann, und wenn ich schon an die Endlichkeit des Lebens denke, dann bekomme ich gleich viel weniger Lust zum Schreiben. Wofür nur Schreiben, (oder überhaupt irgendwas machen) wenn doch alles endlich ist.“

    Mach weiter so, ich schaue bestimmt öfter vorbei.

    Liebe Grüße

    Lina

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