Fantasie anregen – 6 Tricks für kreative Ideen!

Zum kreativen Schreiben benötigst du eine Menge Fantasie. Doch manchmal ist es im Alltag überhaupt nicht so einfach, auf Knopfdruck fantasievolle Gedanken zu entwickeln.

Wie regst du die Fantasie also am besten an?

Es gibt bewährte Vorgehensweisen, die einfach anzuwenden sind und die garantiert Abhilfe schaffen. Marion Gays Schreibratgeber „Türen zur Fantasie“ bietet eine tolle Basis, um sie zu erkennen.

Schreibimpulse für den Fantasiemodus

Gay hat in ihrem Buch 100 Schreibimpulse zusammengestellt, die sich wunderbar für den Schulunterricht oder in Schreibgruppen nutzen lassen. Doch nicht nur das: Hinter den einzelnen Übungen stecken Muster, die uns viel darüber verraten, wie unsere Fantasie beschaffen ist. Mit ihnen hast du jederzeit die Möglichkeit, in den Fantasiemodus zu schalten.

Lerne jetzt 6 kraftvolle Zugänge zu deiner Fantasie kennen und sag der schnöden Realität ab heute Adieu – wann immer du willst!

Interessante Impulse zum Fantasie anregen

Wenn du mit unerwartetem Input konfrontiert bist, fällt es dir leichter, gewohnte Denkbahnen zu verlassen. Dein Assoziationsvermögen wird angeregt, neue kreative Ideen fliegen dir nur so zu.

Indem du dir frische Anregungen holst, trickst du dein rationales Denken gewissermaßen aus. Bevor du es überhaupt merkst, befindest du dich bereits in einem schöpferischen, imaginativen Prozess.

Was kannst du also konkret tun zum Fantasie anregen?

  • Stell dir ungewöhnliche Fragen, wie sie sich in Pablo Nerudas berühmtem „Buch der Fragen“ finden lassen, und beantworte diese.
  • Ergänze die Worte „Was wäre wenn…“ nach Belieben und rege so deine Fantasie an.
  • Nutze Impulse wie Bilder, Materialien oder Gegenstände, die du am besten willkürlich aus einer vorbereiteten Sammlung in die Hand nimmst. Nimm deine Sinneswahrnehmungen achtsam auf und beschreibe sie.
  • Rege deine Fantasie durch ungewöhnliche Vorstellungen an. Dies kann sogar der Ausgangspunkt zu einer interessanten Geschichte werden. Stell dir z.B. vor, der Tod wäre abgeschafft – wie sähe dann die Welt aus? Oder mach es wie Kafka und schreibe über eine Verwandlung: Du wachst morgens auf, bist jedoch kein Mensch mehr, sondern….

Fantasie anregen durch einschränkende Strukturen

Mehr Fantasie durch Einschränkung? Auf den ersten Blick mag das unsinnig wirken.

Wie soll es uns gelingen unseren Geist zu weiten, indem wir uns durch Vorgaben beschränken?

Manchmal ist es schwierig, auf fantasievolle Gedanken zu kommen, solange alles möglich ist. Die unendliche Vielfalt führt dann nicht zu besonders fantasievollen Ideen, sondern dazu, dass uns überhaupt nichts Gutes mehr einfällt.

Gezielt eingesetzte Einschränkungen können hier Abhilfe schaffen. Sei es als Aufwärmübung oder als Hilfsmittel bei einem konkreten Projekt – Gay zeigt, wie du mit ganz unterschiedlichen Methoden das Prinzip für dich nutzt.

Probiere doch mal die folgenden Ideen aus:

  • Hast du schon einmal den Klassiker Stadt, Land, Fluss mit weiteren Kategorien gespielt? Wie wäre es mit den Kategorien Hauptfigur, guter Romantitel oder ungewöhnliches Adjektiv? Je nachdem, wozu du gerade deine Fantasie benötigst.
  • Schränke dich sprachlich ein! Lege dich z.B. auf immer denselben Buchstaben für alle Wörter oder eine bestimmte Satzlänge fest.
  • Schränke dich beim Schreiben von Geschichten ein, um die Fantasie anzuregen. Lege z.B. bereits zu Beginn ein bestimmtes Ende für deine Geschichte fest und beginne dann erst zu schreiben. So arbeitet deine Fantasie zielgerichtet und du vermeidest die Gefahr, dich unterwegs in deinen Ideen zu verzetteln. Du schreibst fokussiert.

Bestehende Texte zur Fantasieanregung

Wir müssen beim Schreiben nicht immer von null anfangen.

Die meisten Geschichten beziehen sich auf bereits geschriebene Geschichten. So gleicht die Literaturgeschichte einem einzigen dichten Netz aus Verwebungen, Andeutungen und Adaptionen. Entsprechend bieten sich bereits bestehende Texte als Ausgangspunkt für unser eigenes Schreiben an. Such dir also einen Text aus, den du interessant, anregend oder aufwühlend findest. Nutze daraufhin dessen Muster oder Strukturen für deinen eigenen Text.

Dieses Verfahren lässt sich anhand der unterschiedlichsten Textsorten anwenden:

  • Nimm den Songtext deines Lieblingsliedes zur Hand und ergänze ihn um deine eigene Strophe. Dafür musst du selbstverständlich genau lesen und analysieren, wie der Song sprachlich und inhaltlich aufgebaut ist.
  • Lies dein Lieblingsmärchen noch einmal und erzähle es in einer modernen Variante. Schau dir dazu auch die folgenden Tipps an:  Märchen schreiben.
  • Du kannst auch Handlungsmuster aus Geschichten umkehren, verschiedene Vorlagen miteinander kombinieren oder neue Szenen dazuerfinden.
  • Solange du nicht plagiierst, ist alles erlaubt!

Mit Gedankenreisen ins Land der Fantasie

Unsere Gedanken sind nicht an Raum und Zeit gebunden. Mit Hilfe unserer Vorstellungskraft lassen wir vor unserem inneren Auge Bilder entstehen, wann immer wir wollen. Diese Freiheit kann für unser Schreiben ein immer wieder überraschender Ausgangspunkt sein.

Konkrete Möglichkeiten:

  • Stell dir vor, du reist an einen wundervollen Ort. Du kannst dafür Gedankenreisen nutzen, eine Art Meditationsübung, die unsere Vorstellungskraft anregt. Sobald du intensiv in deine Fantasiewelt eingetaucht bist, nimmst du Stift und Papier zur Hand. Schreibe auf, was du in der Fantasiewelt alles erlebst.
  • Entwirf ein Paralleluniversum, wie es sich in vielen literarischen Werken von Alice im Wunderland bis Harry Potter findet. Hier funktioniert alles nach den Regeln und Gesetzen, die DU vorgibst.
  • Reise in Gedanken in die Zukunft und mach dir ein möglichst anschauliches Bild davon, wie die Welt in 100 Jahren aussieht und wie die Menschen dann leben. Notiere all deine Eindrücke oder schreibe dazu eine Geschichte.

Fantasie anregen durch Fabulieren

Wenn du dir erst einmal die Erlaubnis gibst, frei zu schreiben, einfach vor dich hinzuspinnen, kommst du meist auf alle möglichen Einfälle. Viele davon mögen unsinnig sein. Das macht aber nichts.

Immer wieder wird auch eine wirklich gute Idee darunter sein, die du für dein nächstes Schreibprojekt nutzen kannst. Und hättest du dir nicht erlaubt zu fabulieren, wärst du überhaupt nicht darauf gekommen.

Was ist zu tun?

  • Erfinde unterschiedliche Figuren anhand einiger weniger biografischer Stichpunkte. Oder stelle eine Auswahl an Fotos unterschiedlichster Personen zusammen. Wähle nun zwei davon aus, die nichts miteinander zu tun haben, und schreib eine Geschichte darüber, wie sich die beiden begegnen. Zum Beispiel bei einem romantischen oder weniger romantischen Treffen.
  • Suche dir eine beliebige Alltagssituation oder eine Handlung aus und stell dir immer wieder die Frage „Und dann?“ So hilfst du deiner Fantasie auf die Sprünge und bringst dich dazu, immer neue Ideen zu entwickeln.
  • Konfrontiere dich mit einer erklärungsbedürftigen Situation. Gay erwähnt hier eine mögliche Zeitungsmeldung: Ein Segelboot treibt einsam auf dem Meer, die Mannschaft ist spurlos verschwunden ist. Es gab kein Unwetter und alle Rettungswesten sind noch an Bord. Fabuliere drauflos, was passiert ist. Am besten gleich mit dem Stift auf Papier.

Perspektivwechsel, um die Fantasie anzuregen

Beim Schreiben sind wir nicht an einen Blickwinkel gebunden. Wir haben die wundervolle Möglichkeit, uns in andere Personen hineinzuversetzen oder sogar ganz und gar ungewöhnliche Perspektiven für unsere Texte zu nutzen.

Interessante Perspektiven erlauben dir eine neue Art und Weise über bereits Bekanntes zu schreiben. So regst du deine Vorstellungskraft dazu an, passende Formulierungen zu finden und neue Beobachtungen zu machen, anstatt in den alten Denkbahnen zu verharren.

Und so geht es:

  • Stell dir vor, du bist Tourist und beschreibst deine eigene Stadt.
  • Identifiziere Gegenstände, die dich im Alltag begleiten, und erzähle aus ihrer Perspektive von deinem Leben.
  • Nimm eine interessante Situation und erzähle sie nicht nur einmal sondern viele Male. Wähle dabei möglichst unterschiedliche Perspektiven und achte darauf, das Geschehen auf jeweils passende Weise zu schildern.

Die Fantasie im Alltag

Die 6 Herangehensweisen, mit denen wir unserer Fantasie Flügel verleihen, ziehen sich quer durch die Methodenauswahl des Buches. „Türen zur Fantasie“ bietet damit eine hilfreiche Materialsammlung, die sich vor allem bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wunderbar einsetzen lässt. In einer praktischen Übersicht sind die einzelnen Methoden dazu nach ihrem jeweiligen Zeitaufwand geordnet.

Doch auch für dein eigenes Schreiben kannst du das Buch als eine Art Schatztruhe nutzen. Und wenn du die 6 genannten Prinzipien verinnerlichst und so oft wie möglich anwendest, wirst du immer einfacher aus dem Alltagmodus in den Fantasiemodus wechseln.

Türen zur Fantasie ist im Autorenhaus Verlag erschienen und kostet 16,80

Und wie verleihst DU deiner Fantasie Flügel?

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Andreas,
    ein inspirierender Artikel! Der Perspektivwechsel, wie du ihn beschreibst, hat ja auch etwas mit Achtsamkeit zu tun. Was bedeutet, einfach mal den Autopiloten in uns auszuschalten und einmal die Dinge bewusst wahrzunehmen, an denen wir täglich achtlos vorübergehen. Das ist immer gut, für jedes Schreiben.:-)
    Viele Grüße
    Gabriele

  2. Lieber Andreas,

    danke für den anregenden Artikel. 🙂

    Da sind einige Prinzipien dabei, die ich demnächst mal anwenden werde. Zum Beispiel finde ich es spannend, „Stadt, Land, Fluss“ mit „Hauptfigur“, „Romantitel“ etc. zu spielen.

    Schmunzeln musste ich bei „Fantasie anregen 1: Ergänze die Worte „Was wäre wenn…“ nach Belieben und rege so deine Fantasie an.“ – dieses Prinzip steht bei mir fast immer am Anfang, wenn ich mit einer neuen Geschichte beginne. Außerdem nutze ich genau diese Frage bei meinem aktuellen Blog-Projekt, um die Fantasie meiner Follower anzuregen. 🙂

    Was ich gut zum Fantasie anregen finde, ist, sich vorzustellen, was man selbst gerne erleben würde (im gewissen Sinne entspricht das dem Prinzip „Gedankenreisen“ in deinem Blogbeitrag). Ob Fallschirmsprung, Filmstar sein oder ein ungewöhnliches Haustier haben – das kann man „erleben“, indem man es einen Protagonisten erleben lässt 🙂

    Viele Grüße und mach weiter so mit deinem Blog. 🙂

    Caro
    http://www.inspirationenfuerautoren.de

    1. Liebe Caro,
      das gefällt mir sehr gut, die Verknüpfung der eigenen Wünsche mit einem Protagonisten…
      Danke auch für den Link, deine Seite werde ich mir anschauen!
      Schöne Schreibgrüße
      Andreas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert