Übers Schreiben schreiben – so bringt es dich weiter! (Podcast Episode 21)

Kennst du das Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt? Schon einmal hinein gewagt?

Dann sind dir Reiz und Horror dieser Einrichtung vertraut: Du siehst Wege, wo keine sind, begegnest dir in verzerrter Form und hast keine Ahnung, wo es eigentlich lang geht. Du siehst immerzu nur dich selbst in den Spiegeln oder ganz viele andere Spiegel, die sich in Spiegeln spiegeln.

So ähnlich geht es mir manchmal, wenn ich übers Schreiben schreibe. Und so schön es ist, am Ende wieder aus dem Spiegelkabinett zu treten, so erschöpfend kann es sein, darin herumzuirren und sich andauernd nur selbst zu begegnen. Übers Schreiben schreiben – wie hast du wirklich etwas davon? Und wie vermeidest du unnötige Irrwege dabei?

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 Shownotes

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schreiben“

Mein Weg aus der Krise

Ich war die letzten Wochen in einer Krise. Nein, keine schreckliche Krankheit und auch keine wirklich existentielle Lebenskrise. Es ging um mein Schreiben, jedoch nicht um mein literarisches Schreiben. Das schreibt sich eigentlich gerade ganz gut. Es ging um meinen Blog Schreiben-und-Leben.de und um dessen Grundausrichtung.

Ich habe gewisse Ermüdungserscheinungen bemerkt, wenn es darum geht, neue Artikel zu schreiben. Im Blog schreibe ich ja übers Schreiben. Und so habe ich mich gefragt, ob das überhaupt sinnvoll ist: ständig übers Schreiben zu schreiben. Es ist ja so, als drehe man sich andauernd im Kreis. Als laufe man durch ein Spiegelkabinett, um sich selbst zu begegnen und mit Hilfe von Spiegeln andere Spiegel zu spiegeln.

Wozu sollte man das tun?

Wofür kann das gut sein?

Übers Schreiben schreiben – geht das auf sinnvolle Weise und wenn ja wie?

Wie hat man wirklich etwas davon?

Ich habe für mich eine Antwort gefunden, mit der ich sehr glücklich bin. Und die möchte ich mit dir teilen! Ich werde dir erklären, wie es zu meiner Krise gekommen ist und wie ich mir deshalb Klarheit darüber verschafft habe, was es bedeuten kann: Über das Schreiben zu schreiben. Und wie mir dies am Ende weitergeholfen hat und auch dich weiterbringt!

Wittgenstein einmal anders

Ein Original-Zitat aus Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus lautet: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Der große Logiker und Sprachphilosoph versucht hier die Grenzen der Sprache zu verdeutlichen und damit auch in gewissem Sinn die Grenzen unseres Denkens. Was dabei übrig bleibt ist leider nicht viel. Am Ende ist der Bereich bei Wittgenstein äußerst begrenzt, in dem sich überhaupt etwas über die Welt sagen lässt. Der Bereich des Schweigens wird damit immens groß.

Ein kleiner Trost: Wittgenstein trifft für seine Überlegungen ganz schön rigide Annahmen. Er geht von einer Sprache aus, die formalen Regeln gehorcht und das Verhältnis von Sprache und Welt fasst er so auf, dass mit der Sprache die Welt abgebildet wird.

Doch heute geht es nicht um Wittgenstein und auch nicht um Philosophie. Aber in gewissem Sinn geht es sehr wohl um die Grenzen unserer Sprache und unseres Denkens. Ein großer Teil meiner Motivation zu schreiben lässt sich nämlich in einer Abwandlung des Zitats erklären, also:

„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schreiben.“

Meine Motivation für das Schreiben rührt genau daher, dass wir beim Schreiben versuchen, in unbekannte Welten vorzudringen. Das Schreiben ermöglicht es uns, Dinge zur Sprache zu bringen, die uns zuvor noch nicht so klar waren oder für die uns bisher die Worte gefehlt haben.

Wir können damit Menschen erreichen, die wir sonst nie erreichen würden.

Wir können uns an Orte begeben, zu denen wir sonst nie reisen würden.

Und wir können Bilder im Kopf unserer Leser entstehen lassen, die ohne unsere Texte niemals entstanden wären.

Das Schreiben eröffnet somit einen Raum, der über unseren alltäglichen Sprachgebrauch, über das, was wir einfach so sagen können, hinausgeht.

Wenn ich diese Besonderheit des Schreibens als Ausgangsbasis nehme, was lässt sich dann über die Sinnhaftigkeit sagen übers Schreiben zu schreiben? Wie muss das aussehen, damit es dich weiterbringt?

Mein Vorhaben

Jede Woche einen Artikel in meinem Blog veröffentlichen – das kann ja wohl nicht so schwer sein! Das sind gerade mal 52 Artikel im Jahr. Wenn du jeden Tag einen Artikel schreibst, habe ich mir gedacht, dann hast du in zwei Monaten den Content für’s ganze Jahr erstellt und kannst dich die restliche Zeit auf andere Schreibprojekte konzentrieren. So habe ich mir das zumindest vorgestellt.

Doch in letzter Zeit habe ich gemerkt, dass das überhaupt nicht so einfach ist. Wie so häufig kommt das Leben und andere Aufgaben dazwischen:

Doch das allein ist es nicht. Es geht auch um den Blog selbst bzw. dessen Ausrichtung. Schreiben und Leben ist ein Blog übers Schreiben. Mein Ziel ist es, meine Begeisterung fürs Schreiben mit anderen Autoren zu teilen und meine Leser in ihrem Schreiben weiterzubringen. Dieses Ziel finde ich großartig und es motiviert mich ungemein. Zugleich bedeutet dies aber auch, dass ich im Endeffekt immer übers Schreiben schreibe. Und ich habe gemerkt, dass das auf Dauer ganz schön dröge werden kann, wenn ich nicht aufpasse.

Wie sollte dieses „Übers Schreiben schreiben“ also aussehen, damit es nicht nur meine Leser sondern auch mich weiterbringt? Welche Arten übers Schreiben zu schreiben gibt es eigentlich? Und was können wir daraus lernen?

Ganz unterschiedliche Arten, übers Schreiben zu schreiben

Schreiben als Thema

  • Das vielleicht naheliegendste Thema für deinen Roman: Ein Romanautor versucht einen Roman zu schreiben.
  • Die naheliegende Gefahr, die sich daraus ergibt
  • Endlose Selbstreferentialität als absurde Horrorversion

Mittel gegen Schreibblockaden

  • Die Rafinesse dieses Tricks
  • unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten

Werkzeug für mehr Klarheit

  • Ein begleitendes Schreibtagebuch als Hilfsmittel

Tipps und Tricks

  • Meine Blogartikel mit Schreibtipps helfen auch mir selbst, meine Gedanken zu ordnen
  • Fachwissen flexibel nutzen

Poetologische Wende

  • Die poetologische Wende in der Literaturwissenschaft
  • Selbstreflexivität literarisch anspruchsvoller Texte

Übers Schreiben schreiben – der persönliche Weg

Übers Schreiben schreiben bedeutet viel mehr als bloß übers Schreiben zu schreiben. Es geht darin immer auch um

  • die Frage, was sich überhaupt sagen lässt
  • unsere grundsätzlichen Denkweisen und unseren Blick auf die Welt
  • Sprache als Medium der Erkenntnis
  • die gesamten Lebensumstände als Autor
  • die Wechselwirkung von Schreiben und Leben
  • ….

Um so übers Schreiben zu schreiben, dass es dich wirklich weiterbringt, solltest du alle Möglichkeiten kennen und sie so für dich nutzen, wie es für dich passt. Je nach Situation und Lebensumständen kann dies ganz unterschiedlich aussehen.

Für meinen Blog wünsche ich mir in Zukunft mein eigenes Schreiben und Leben noch stärker mit dem Schreiben und Leben meiner Leser verknüpfen. Das bedeutet für mich, dass ich noch mehr Geschichten erzähle und die eigenen Erfahrungen einfließen lasse.

Die Reflexion übers Schreiben ist für mich damit auch immer ein Handwerkszeug, um die eigenen literarischen Projekte voranzutreiben.

Übers Schreiben zu schreiben bedeutet eben viel mehr als Stiltipps und Methoden kreativen Schreibens zu vermitteln. Und so nehme ich mir überhaupt nicht mehr vor, jede Woche einen Artikel zu veröffentlichen. Sondern dann, wenn ich etwas zu sagen habe, was dich wirklich weiterbringt in deinem Schreiben und Leben!

3 Kommentare, sei der nächste!

  1. Bitte nicht depressiv werden, dir, uns fällt schon was ein. Da ich ja im Hier und Jetzt schreibe, ist immer irgendetwas los. Wahlen, dumme Plakate, aber das mache ich, würde ich nicht, öffentlich machen, weil zu hysterisch die Zeit. Auch die Geschichte des Arbeitslosen ALG II Menschen, der einen Menschen aus einem anderen Kulturkreis mag, auch die nicht. Aber so etwas wie „Zug fährt Pferd tot“, da juckt es sofort, ein Kapitel. Manchmal weiß ich auch nicht ob man das öffentlich machen kann, weil das geschriebene Wort Absolut ist, also was bewirken kann, was man vielleicht gar nicht will, dagegen im Gespräch ein grinsen, ein Lacher, alles leichter macht, wieder hysterische Zeit. Im Buch sagen ja das die Helden, nicht ich. Dennoch, ein Freund, Fotograf hat mich lachend gescholten, weil ich das Ost-West Problem im letzten Buch habe, aber das ist ja erfunden….. Ich weiß auch nicht ob man Ratschläge, Warnungen, Empfehlungen hinsichtlich des Layoutes weitergeben kann, trifft man auf jemanden der „Tippse“ ist, wieder ein Fettnapf. Auch hier kann ich dann lachend reagieren, im Gespräch. Das ist wohl auch das Problem der SM, sorry Sozialen Medien, das Geschrieben Wort. Dennoch, man bekommt mich nicht mehr weg vom Schreiben, viel zu lange geschwiegen, upps, nicht geschrieben. Ist jedes Jahr ein Buch zuviel? Ich habe keine Zeit mehr, oder nicht mehr so viel, Martin Walser hatte mehr. Oh Mann ich habe den nicht einmal gelesen. War vielleicht besser für mich einen Umweg zu geben, diese Zweifel hätte ich auch, diese Unsicherheit, wenn ich direkt gegangen wäre. ich verstehe dich, wenn ich dir helfen kann, Geschichten habe ich zu liegen. Vielleicht kann man mal über Layouten reden, ich habe gerade ins Klo gefasst, war aber nur Weiches drin, von mir und meiner Frau.
    Alles Liebe Frank

    1. Lieber Frank,
      na, das sind ja ganz schön viele Ideen durcheinander, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll… Ich finde unsere Zeit nicht besonders hysterisch. Vor allem denke ich, dass es uns nur mit einem gewissen Abstand möglich ist, Epochen einzuschätzen. Und ich finde, wir sollten über alles schreiben, auch Politik.
      Liebe Grüße aus Hamburg
      Andreas

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